Materialien 1985

BOBS

Wir befinden uns im Jahre 2000 n. Chr. Ganz München ist von Spekulanten und Mietwucherern besetzt. Ganz München? Nein! Ein von unbeugsamen BOBSlern bevölkertes Dorf im Norden der Stadt hört nicht auf, den Betreibern einer Profitopolis Widerstand zu leisten. Das kleine gallische – nein, pardon – das kleine idyllische Dorf liegt friedlich zwischen der Milbertshofener-, der nördli-
chen Leopold- und der Griegstraße im Stadtteil Milbertshofen. Man genießt in den verwunschenen Mietergärten die warme Frühlingssonne und sieht der Zukunft mit Optimismus entgegen …

Ohje, die letzten drei Worte aus dem Asterixband „Die Trabantenstadt“ lassen sich nun endgültig nicht mehr auf die BOBS-Geschichte übertragen. Ohne BOBS wird die Zukunft des Dorfes anders aussehen.

Warum BOBS?

Anfang des Jahres gründeten 28 Bewohner der Bad-Soden- und der Osterodestraße den Verein „Bewohnergemeinschaft Osterode-/Bad-Soden-Str. e.V.“, kurz BOBS. Heute – nur drei Monate später – besteht der Verein bereits aus 80 Mitgliedern.

Grund für die Initiative ist der drohende Abriss einer Siedlung, die für die Bewohner mehr bedeu-
tet als nur Wohnraum. Die überschaubare Anordnung der acht niedrigen Häuserblocks entlang der geschwungenen (und dadurch verkehrsberuhigten) Bad-Soden-Straße und entlang der schmalen Osterodestraße, die „Dorfplatzsituation“ mit uriger Wirtschaft und Ladenzeile und vor allem die vielen Mietergärten mit altem und ökologisch wertvollen Grünbestand wertet den Wohnraum zum Lebensraum auf. Wenn es nach der GWG (Gemeinnützige Wohnstätten- und Siedlungsgesellschaft mbH) geht, ist bis 1990 die Siedlung restlos dem Erdboden gleichgemacht. Nicht nur wertvoller Grünbestand und Bausubstanz mit preiswerten Wohnungen (DM 3,—/qm), sondern auch ein in-
taktes Nachbarschaftsleben werden dadurch vernichtet.

Die Siedlung wurde 1937/38 im Rahmen eines Sozialprogramms erbaut. Ursprünglich umfasste sie 560 Wohneinheiten. Seit 1975 mussten bereits 360 Wohneinheiten öffentlich geförderten Miet-
wohnblocks mit sterilem Abstandsgrün weichen. Nun wehrt sich BOBS gegen die Kahlschlagsanie-
rung der GWG und kämpft für den Erhalt der letzten 200 Wohneinheiten.

Was hat BOBS bisher erreicht?

BOBS erarbeitete mit Architekten vom WOHNBUND e.V. und vom SPRENGWERK eine Bro-
schüre. Inhalt: Ist-Zustand der Siedlung und Vorschlag zu einer behutsamen Altbausanierung in Selbsthilfe. Vorbilder sind Selbsthilfeprojekte wie in Nürnberg (Gostenhof) und in Duisburg (Rheinpreussensiedlung).

BOBS ist in ständigem Gespräch mit Politikern, Fachleuten und Institutionen, die sich für menschengerechte urbane Wohnformen einsetzen.

BOBS gewann alle Münchner Tageszeitungen für eine positive Berichterstattung. Das Mittags-
magazin im Hörfunk berichtete über BOBS im Zusammenhang mit einer Podiumsdiskussion, die BOBS veranstaltete.

Was unternimmt BOBS weiterhin?

BOBS sucht Fachleute und Institutionen, die zu einer kooperativen und interdisziplinären Zu-
sammenarbeit bereit sind. Ziel: Ein alternatives Sanierungskonzept, das aus „Nägeln mit Köpfen“ besteht.

BOBS macht weiterhin Öffentlichkeitsarbeit. Wer hat gute Kontakte zum Fernsehen?

BOBS organisiert alle zwei Wochen eine Kulturveranstaltung in der „Milbertshofener Einkehr“ (Bad-Soden-Str. 1). Termine sind dem Programm des Milbertshofener Kulturvereins und den Hinweisen der Tagespresse zu entnehmen.

◘ Kommt in Scharen zum BOBS-Strassenfest in die Bad-Soden-Straße am 15. Juni!

◘ Jeder kann förderndes Mitglied von BOBS werden (Jahresbeitrag DM 25,— = 7 Pfennig/Tag).

◘ Helft BOBS beim Unterschriftensammeln!

KONTAKTADRESSE: BOBS, Bad-Soden-Str. 12, 8000 München 40, Tel.: 3 59 24 52 oder 3 59 71 85.


Pepperoni-Power Mü. Politisch einseitiges Provinz Palaver einer Regionalbeilage ohne nationale Identifikation. Beilage des Spion 32 vom Juni 1985.

Überraschung

Jahr: 1985
Bereich: Stadtviertel

Referenzen