Materialien 1985
12.000 DM ... und der Schmerz lässt nach!
… Sehr eindrucksvoll war der Bericht einer Anwohnerin am Wiener Platz, die für eine Gruppe Betroffener sprach: Seit der Eröffnung des angeblichen Tagescafés „Wiener Platz“ haben Belästigungen durch Lokalbesucher erheblich zugenommen. Wegen des Lärms der Kneipengänger ist kaum Ruhe zu finden und Schlaf bei offenem Fenster unmöglich. Münchner Schickis müssen anscheinend die Wichtigkeit ihrer Person mit entsprechend lauter Stimme darstellen, untermalt mit sattem Leerlaufgedröhn ihrer Protzkarren. Spezieller Sound-Effekt: Wenn dann der Knalli mit seinem überschweren Mietzenschlepper endlich abdüst, dreht er im Cabrio die Stereoanlage auf full power … Erschreckend sind Gerüchte um das Café Wiener Platz. Angeblich sollen die Betreiber sich mit einer künftigen Sperrzeitverkürzung bis drei Uhr früh gebrüstet haben. Sollte dies zutreffen – und in einer Spezikratie ist vieles machbar – dann sehen werktätige Anwohner des Wiener Platzes schlaflosen Zeiten entgegen …
Nun sieht der Flächennutzungsplan, in dem Haidhausen als Allgemeines Wohngebiet ausgewiesen ist, Gaststätten nur für den Bedarf der örtlichen Wohnbevölkerung vor. Das bleibt aber wohltönendes Geschwätz. solange kapitalkräftige Leute eine Schicki-Kneipe nach der anderen in Haidhausen aufmachen können. lrgendwann kriegt jede Kneipe oder Disco eine Konzession, weil per Salamitaktik die Umgebung den Kneipen angepaßt wurde … Rettung gibt’s da nur mit der Erstellung eines flächendeckenden Bebauungsplans, mit dem ein Kneipenstopp durchgesetzt werden kann.
Haidhauser Nachrichten vom August 1985.