Materialien 1986

antifaschistischer arbeitskreis

mitte februar hat sich in münchen der arbeitskreis ANTIFASCHISMUS gegründet. der sich aus mitgliedern der „volksfront gegen reaktion, faschismus und krieg“ und autonomen antifaschisten zusammensetzt. anlaß dazu war die zunahme neonazistischer aktivitäten in münchen.

unter anderem trafen sich am 7. dezember 1985 etwa 60 mitglieder der „nationalistischen front“ (NF) in einem nebensaal der gaststätte „waldfrieden“, fürstenriederstraße 277 und die „schwarze front – volkssozialistische einheitsfront“ am 2. november 1985 in der gaststätte „schwarzer adler“, landsbergerstraße 456 (die zentrale der SF-VSE ist in münchen in der berglwiesenstraße 55). zudem kamen zur „geburtstagsfeier“ des nazis michael swierczek fast hundert ANS-mitglieder aus der gesamten BRD zusammen, wobei so nebenbei mehr als 4.000 flugblätter der FAP in münchen verteilt wurden. am 8. februar 1986 verunstaltete die FAP im westend die dort parkenden autos mit flugblättern. im januar 1986 ist in neuperlach eine neue „kameradschaft“ der ANS gegründet worden, die dort auch schon unangenehm in erscheinung getreten ist. so wurde anfang märz 1986 das schulzentrum perlach-nord mit hackenkreuzen und neonazistischen parolen beschmiert.1

immer häufiger treten die faschisten auf linken, friedensbewegten und grünen veranstaltungen als störer auf. ein trauriger höhepunkt des neonazistischen terrors war der angriff des nazis dieter weißmüller mit einem gasrevolver auf den grünen bundestagsabgeordneten herbert rusche im kongreßsaal des deutschen museums am 12. märz 1984. dieser dieter weissmüller und seine freundin petra kilian provozierten auch auf dem oktoberfest 1984 eine prügelei, als sie von antifaschisten an der verbreitung der nazi-hetzschrift „die standarte“ (die auch mehrere male bei fußballspielen im olympiastadion verbreitet wurde) gehindert wurden. erst kürzlich überfielen neonazistisch angehauchte skinheads unter „sieg heil“-gebrüll das lokal der sannyassin in der hackenstraße und verprügelten dort die gäste.

in frischer erinnerung dürfen auch noch das oktoberfestattentat durch mitglieder der WSG-hoffmann, der anschlag auf die diskothek „liverpool“ durch mitglieder der neonazistischen gruppe „ludwig“ sowie der mordanschlag von neonazis auf den jusokreisvorsitzenden von giesing und harlaching (januar 1983) sein.

im november 1983 fiel michael kühnens ANS in münchen unangenehm auf, als sie hitlers marsch auf die feldherrnhalle nachvollziehen wollte, und am 3. november 1984 schließlich feierte die NPD das zwanzig jährige bestehen der partei im schwabingerbräu.

der antifaschistische arbeitskreis münchen hat sich zur aufgabe gemacht, die neonazistische szene in münchen der öffentlichkeit transparent zu machen und womöglich die aktivitäten der neonazis zu unterbinden.

der antifaschistische arbeitskreis ist über folgende adresse vorläufig zu erreichen:

antifa arbeitskreis
c/o infoladen
breisacherstraße 12
8000 münchen 80
tel. 4489638

der antifaarbeitskreis trifft sich jeden ersten Mittwoch im monat um 20.00 uhr im ZEF, pariserstraße 7, 8000 münchen 80

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1 bei einer veranstaltung der DVU (deutsche volksunion) im löwenbräukeller am stiglmaierplatz verteilte die FAP flugblätter, in denen sie den antifaschisten rache androhten. die FAP arbeitet auch im „religiösen“ mitgardbund mit, dessen symbol das hakenkreuz ist. grundlage, aktiv gegen die neonazis zu werden, ist natürlich, dass wir an informationen der faschisten rankommen. d.h., sämtliche informationen über nazis in münchen (fotos, adressen bekannter nazis, schlägereien, terrorakte gegen ausländer, flugblätter, zeitschriften, broschüren, störaktionen der nazis) sollten uns zugänglich gemacht werden.


Infodienstgruppe des Infoladens München (Hg.), anti-waa-pfingstcamp – PROGRAMM – infodienst münchen/Nürnberg, Sondernummer vom März/April 1986, 34.

Überraschung

Jahr: 1986
Bereich: Rechtsextremismus