Materialien 1988

Biotope statt Gewerbe um den Rangierbahnhof

Die „Aktionsgemeinschaft Rettet den Münchner Norden“ demonstrierte genau vor einem Jahr für ökologische Ausgleichsmaßnahmen, die von ihr anlässlich der Vernichtung von 200 ha wertvoller Pflanzen- und Tierbiotope durch den Rangierbahnhof dringend gefordert wurden. Heute, ein Jahr danach, ist es Zeit Bilanz zu ziehen, wie es mit Ausgleichsmaßnahmen steht, die auch von anderen namhaften Umweltorganisationen Unterstützung fanden. Es ist aber auch Anlass die Verantwort-
lichen zu fragen, wie es weitergehen soll.

Planungsperspektiven zum Umfeld des Rangierbahnhofs

Während südlich des Rangierbahnhofs nur kleinere Ausgleichsflächen zur Biotopumwandlung möglich wären, finden sich nördlich mehrere, zusammen etwa 100 ha große freie Flächen, die zwar im Besitz der Bahn sind, aber für Gleisbauarbeiten nicht mehr benötigt werden. Die Aktionsge-
meinschaft hat dazu gleichlautende Aussagen vom Chef des Bundeskanzleramtes und von Bundes-
bahndirektor Streble, dass der Stadt München diese Flächen zum Ankauf angeboten werden bzw. wurden. Die Bahn will die Flächen auf jeden Fall verkaufen, auch wenn die Stadt nicht zugreifen möchte. Bisher zeigt die Stadt keine Neigung zum Ankauf. Es wäre allerdings die größte städtepla-
nerische Todsünde der Landeshauptstadt, wenn auf dem Gebiet um den Rangierbahnhof neue gewerbliche Nutzung zugelassen wird. Wenn sich die Stadt nicht besinnt; entsteht hier Stück für Stück Münchens größtes Gewerbe- und Industrierevier. Von Krauss-Maffei im Westen und MAN/
MTU im Norden würde sich der Industriegürtel zwischen A 99 und dem Rangierbahnhof bis tief in die Siedlung Lerchenau hineinschieben. Statt klimatischer Pufferung der Schotterwüste mittels Randbiotope würden stinkende LKW-Ströme fließen und Stäube bzw. Gase der diversen Produk-
tionsstätten die Luft vollends ruinieren.

Bürgerbeteiligung?

Heute, wo der Rangierbahnhof mit all seiner Landschaftsverwüstung eine Tatsache geworden ist, lässt die Stadt die Bürgerinitiativen im Regen stehen. Die derzeitige Fassung der Vorlage vom Planungsreferenten Uli Zech, die am 23.11.88 im Stadtrat behandelt werden soll, sieht für die laufende Abstimmung im Koordinationskreis Rangierbahnhof keinerlei Bürgerbeteiligung vor.
Die Aktionsgemeinschaft wird sich nicht scheuen, sich unüberhörbar in das Geschehen um den Rangierbahnhof einzuschalten. Wir werden dabei wie bisher mit allen Interessengruppen, die ähnliche Ziele haben und sachlich arbeiten, eine Aktionsgemeinschaft bilden.

Presseerklärung der Aktionsgemeinschaft (gekürzt)


Der Stadtbote. Politischer Rundbrief für München 32 vom 15. November 1988, 3.

Überraschung

Jahr: 1988
Bereich: Umwelt

Referenzen