Materialien 1989

Leserbrief abgeschickt, Leserbrief abgedruckt

Ferdl Miedaner schreibt einen Leserbrief an die Abendzeitung, welcher auch abgedruckt wird. Allerdings geschieht dies nur in verkürzter Form mit der üblichen Begründung des üblichen Platzmangels. Hier die beiden Fassungen:

Dass die WAA Unsinn ist, wie dies der Veba-Chef Benningsen-Foerder nunmehr erkennt, wussten die WAA-Gegner, zu denen ich mich zählen darf, von Anfang an. Deswegen haben wir immer wieder gegen diesen gefährlichen Unsinn demonstriert.

Wir demonstrierten dagegen, obwohl wir zu Tausenden festgenommen wurden, obwohl uns unsere Nachbarn als politische Spinner hingestellt haben und der inzwischen verblichene Landesvater FJ. Strauß diejenigen, die nicht für Wackersdorf waren, in aller Öffentlichkeit beleidigte und erklärte, wir würden „nicht in christlicher Verantwortung handeln“. Warum ich diese Zeilen schreibe? Mit Ihrer Überschrift „Sieg der Vernunft“ stellen Sie sich jetzt auf unsere Seite. Wo waren Sie aber und die meisten Meinungsbildner in diesem unseren Lande, als wir offiziell verleumdet worden sind? Hätten Sie sich früher auf unsere Seite geschlagen, hätte man viel Geld und Ärger sparen können. Oder glauben Sie vielleicht, dass wir – Sie und ich! – die Bonner- und bayerischen Regierungsmacher, die diesen Unsinn angezettelt haben, für die drei Milliarden regresspflichtig machen können?
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WAA: Man hätte Milliarden sparen können

Zu: „Ein Sieg der Vernunft – die WAA wird nicht fertig gebaut“ (AZ 13.4.)

Dass die WAA Unsinn ist, wie dies der Veba-Chef Bennigsen-Foerder nunmehr erkennt, wussten die WAA-Gegner, zu denen ich mich zählen darf, von Anfang an.

Deswegen haben wir immer wieder gegen diesen gefährlichen Unsinn demonstriert. Wir protestierten dagegen, obwohl wir festgenommen wurden, obwohl uns unsere Nachbarn als politische Spinner hingestellt haben und der inzwischen verblichene Landesvater Franz Josef Strauß diejenigen, die nicht für Wackersdorf waren, in aller Öffentlichkeit und ungestraft erklären konnte, wir würden „nicht in christlicher Verantwortung handeln“.

Mit dieser Schlagzeile stellen Sie sich jetzt auf unsere Seite. Man hätte viel Geld und Ärger sparen können. Oder glauben Sie vielleicht, dass wir die Verantwortlichen, die diesen Unsinn angezettelt haben, für die drei Milliarden regresspflichtig machen können?

Ferdl Miedaner, München 83
Abendzeitung vom 11. Mai 1989.


Ferdl Miedaner alias Ferdinand Grüneisl, Kein Mensch ist ganz umsonst. Jüngere Zeitgeschichte mit autobiographischen Elementen, München 1995, 139 f.

Überraschung

Jahr: 1989
Bereich: Atomkraft

Referenzen