Materialien 1989

Trotz Unterstützung von KVR und Polizei kein Erfolg der DVU

Dass es die Neonazis nach ihren Wahlerfolgen jetzt wagen, ihre Propaganda auf öffentlichen Plätzen zu verbreiten, scheint die Stadt München nicht im geringsten zu stören. Keinerlei Versuche dies zu unterbinden oder wenigstens einzuschränken. 1m Gegenteil. Zwar wurde der DVU die „Großkundgebung“ auf dem Marienplatz verboten, aber nur weil die Polizei die Sicherheit der Veranstaltungsteilnehmer u.a. wegen der Anti-WAA-Demo dort nicht garantieren konnte. Stattdessen wurde ihr der Sendlinger-Tor-Platz „angeboten“, zu den „üblichen Auflagen“. Gegen wen vorgegangen werden muss, legte Kreisverwaltungsreferent Uhl ganz klar dar: Falls „Störungen von linksextremer Seite gegen die DVU vorkommen sollten, ist dieses zunächst einmal ein Thema für die polizeilichen Kräfte“. Er ging dabei soweit den Antifaschisten offen zu drohen: „Für die haben wir Handschellen und Haftanstalten“. Denn „es wäre ein Verstoß gegen das gesunde Rechtsempfinden, wenn Linksextreme ankündigen zu stören, dann dürfen sich die Rechtsextremen eben nicht versammeln“.

Rund 3.000 Besucher kamen schließlich am Samstag auf den Sendlinger-Tor-Platz, doch wiedererwarten waren neunzig Prozent von ihnen Antifaschistinnen und Antifaschisten. Ihnen gelang es dann auch die Reden von Frey und seinen Parteifreunden, die rund 2½ Stunden dauerten, nachhaltig zu stören. Eier, Farbbeutel, Dosen etc. flogen Richtung Lautsprecherwagen. Während der ganzen Zeit ein gellendes Pfeifkonzert und antifaschistische Parolen. Nur unter massivem Polizeischutz konnten Frey und Co. ihre faschistische und rassistische Propaganda verbreiten und die Gegendemonstranten als „Terroristen“, „Verbrecher“, „Gesindel“ usw. beschimpfen.

Die Polizei, die mit mehreren hundert Beamten (USK, BGS, SEK aus Baden-Württemberg) aufmarschiert war, nahm einundzwanzig Antifaschisten und Antifaschistinnen fest, zum Teil mit äußerster Brutalität. U.a. wegen der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole (Hakenkreuz) auf antifaschistischen Aufnähern. Nazis, die die Hand zum „Hitlergruß“ ausstreckten, passierte dagegen nichts.

Trotz allem war es die größte und eindrucksvollste antifaschistische Aktion der letzten Zeit in München, und dies, obwohl nicht groß mobilisiert und offen von KVR und Polizei gedroht wurde.

Quelle: SZ 2. Juni 1989 – (ror)


Münchner Lokalberichte 12 vom 5. Juni 1989, 1.