Materialien 1990
Das Haus Kellerstraße 8 gehört den Kindern
Initiative „Kinder wollen spielen“
Über das Haus Kellerstraße 8 haben wir in letzter Zeit des öfteren zu berichten gehabt: obwohl von Stadtrat im vorvergangenen Jahr beschlossen und finanziell bewilligt, weigert sich die Gasteig Betriebs-GmbH, das Haus für die Nutzung als Kindergarten freizugeben. Inzwischen ist der Geschäftsführer der Gesellschaft an die Öffentlichkeit getreten und versucht, um jeden Preis gegen die Interessen der Kinder und Eltern das Haus für die Kulturvollzugsanstalt zu halten. Dies hat wiederum die Eltern der Initiative „Kinder wollen spielen“ auf den Plan gerufen. Wenn auch etwas verspätet, drucken wir ihre Presseerklärung ab, um damit ihre Forderung zu unterstützen.
Vorgeschichte
Vor dem Bau des Kulturzentrums befand sich in diesem Haus bereits eine städtische Kinderkrippe. Durch die Großbaustelle Kulturzentrum war eine Verlagerung an den Weißenburger Platz notwendig. Während der Bauzeit war im Haus Kellerstraße 8 die Bauleitung untergebracht. Bereits damals beschlossen die Fraktionen im Bezirksausschuss 14 -Haidhausen, dieses Gebäude wieder als Einrichtung für Kinder zu verwenden. Gleichlautende Anträge wurden in den nachfolgenden Jahren wiederholt im Bezirksausschuss und in Bürgerversammlungen beschlossen.
Situation heute:
Mitte des letzten Jahres wurde im Stadtrat beschlossen, die Kinderkrippe und einen Kindergarten wieder dort einzurichten. Bis Ende 1989 stellte sich allerdings allmählich (Salamitaktik ?) heraus, dass mächtige Interessengruppen (= Kulturzentrum) dies verhindern wollen. Inzwischen sind dort auch die Werkstätten und Verwaltung untergebracht. Obwohl ein gültiger Stadtratsbeschluss vorliegt, ist das Kulturzentrum anscheinend nicht bereit, das ihm vorübergehend überlassene Gebäude zu räumen.
Die Misere
Im Herbst 1990 brauchen in Haidhausen nach der Aufstellung des Schulreferats ca. 170 Kinder Ganztagesplätze und 50 Kinder Vormittagsplätze, das entspricht mehr als 9 Gruppen bei einer Gruppenstärke von 25 (!!!) Kindern. Der Kindergarten mit zwei Gruppen wäre somit wenigstens ein Tropfen auf den heißen Stein.
Die Stadt München macht es sich recht einfach, indem sie die Familien zwingt, private Initiativen zu gründen. Zwar existiert leider noch kein Rechtsanspruch für Kinder ab 3 Jahren auf einen Kindergartenplatz, aber gerade in Haidhausen sind die Mietpreise teilweise so hoch, dass beide Eltern arbeiten müssen. Es erhalten aber häufig sogar vierjährige Kinder nur einen Nachmittagsplatz.
Ablenkungsmanöver:
Um das Haus nicht räumen zu müssen, wurden vom Kulturzentrum auf die Schnelle mehrere Pseudo-Alternativen vorgeschlagen. Diese sind entweder ungeeignet oder nur sehr langfristig realisierbar.
Wir können aber auf eine Lösung der Misere nicht warten, bis die Kinder das Schulalter erreicht haben.
Die Lösung der Misere:
Wir haben ein ideal geeignetes Haus für Kindergarten und Kinderkrippe zur Verfügung. Es hat sogar, was in Haidhausen sehr selten ist, eine große Grünfläche zur Verfügung. Schon im Mai 1990 wird der Spielplatz über der Anwohnertiefgarage eröffnet. Er könnte gefahrlos im Herbst 1990 von dem Haus über den Fußgängerbereich erreicht werden. Der Spielplatz ist eingezäunt und dadurch auch für Kindergruppen geeignet.
Das Haus Kellerstraße 8 gehört den Kindern!
Kontakt über: Angelika Klippel-Wieczorek und Peter Wieczorek,
Kellerstraße 1, 8000 München 80, Tel.: 48 21 36
Haidhauser Nachrichten 4 vom April 1990, 1 ff.