Materialien 1991

Krieg ist Geld - Geld ist Macht

Mit einer Aktion an der Bayerischen Börse machten die Münchner selbstverwalteten Betriebe auf die Verstrickung des Aktienhandels in Waffenexporte und Kriegstreiberei aufmerksam.

In einer Blitzaktion am 6. März, an der etwa hundert Leute beteiligt waren, wurde die Frontseite der Börse mit Spruchbändern umspannt und zwei waghalsige Fassadenkletterer befestigten auf etwa zehn Meter Höhe ein großes Transparent, das aber schon nach fünf Minuten vom Sicherheits-
dienst der Börse heruntergeschnitten war. Der Börsenbetrieb wurde nicht gestört. aber von der Besuchertribüne wurden Flugblätter ins geschäftige Yuppie-Volk geworfen.

Auszüge aus dem Flugblatt: „Sauber und wertfrei, wie die Salden und Aktien vortäuschen. mit denen hier gehandelt wird, sind die Geschäfte nicht, mit denen das Geld verdient wird. Die Zahlen stehen für die Ausbeutung und das Elend unzähliger Namenloser, verursacht durch die Profit-
maximierung des anonymen Kapitals … Für die bessere Verwertung des eingesetzten Kapitals und die Sicherung eigener Vorherrschaft werden Umweltzerstörung, Verelendung und Krieg, selbst Völkermord, bewusst in Kauf genommen … In Betrieben, in denen alle Beschäftigten zu-
gleich BesitzerInnen sind und gemeinsam entscheiden, entsteht ein kleiner Spielraum zwischen der zwangsläufigen Existenzsicherung und dem größtmöglichen Gewinn. Wir berücksichtigen bei unseren Entscheidungen auch moralische, ökologische und soziale Gesichtspunkte und kämpfen darum.“

Die Polizei reagierte hektisch auf diese nicht angemeldete Aktion (die sonst erst gar nicht hätte stattfinden können). in kurzen Abständen rauschte eine Wanne (lallüllalla …) nach der anderen heran. Eine halbe Stunde nach Beginn der Aktion stürzte sich dann eine halbe Hundertschaft Uniformierter auf die AktionistInnen, stellte die Personalien fest und beschlagnahmte die Trans-
parente. Nach einer dreiviertel Stunde war dann die „Normalität“ auf der Straße wieder hergestellt, die letzten Beteiligten verließen den Ort des Geschehens.

Lars

Stadtratte 6 vom Mai/Juni 1991, 27.