Materialien 1992
SAUerei!
Am 10. März hat die Schülerinnenaktion Umwelt (kurz: SAU) im Rahmen einer „Regenwaldwoche“ eine witzige Spontanaktion gemacht. Eine Teilnehmerin:
„Am Infotisch war absolut nix los, irgendwie hat’s das nicht gebracht. Aber dann ist uns was Geiles eingefallen:
Wir haben uns mit einem Riesen-Transparent und so Holzkreuzen vor ein großes Möbelgeschäft im Tal gestellt. Auf dem Transpi war eine Boykott-Aufforderung für Tropenhölzer, und der Ladenbesitzer hat sich tierisch aufgeregt, das ist ja geschäftsschädigend, und so. Und hat uns halt zweimal mit den Bullen gedroht.
Die von Tele 5 haben dann gemeint, wir sollen uns nicht verscheuchen lassen, durchhalten und so, aber wir haben uns nach einer Weile gedacht, es bringt nix, noch dazubleiben, wir gehen jetzt zum Marienplatz. So haben wir’s dann auch gemacht und haben uns in der Fußgängerzone verteilt, bloß waren wir halt mit den Holzkreuzen total auffällig, und nach und nach sind wahnsinnig viele Bullen gekommen, 6 Autos voll oder so (Wir waren bloß zehn Leute …).
Die haben dann am Marienplatz ungefähr die Hälfte von uns erwischt und, das war eigentlich das geilste an unserer Aktion, das Transpi auf dem Boden ausgerollt. Da sind dann total viele Leute stehengeblieben, haben das Transpi gelesen und voll rumgestänkert, was das soll, daß die Bullen sich deswegen so aufführen.
Dann haben sie die Leute von uns, die sie erwischt haben, und das Transpi in ihre Bullenwagen verfrachtet und sind hinter den alten Peter gefahren, damit die Fernsehleute nicht mitkriegen, wie sie unsere Personalien aufnehmen. Zwei Stunden später sind dann noch welche von der Kriminalbullerei in die Rosenstraße und haben die Personalien von zwei Leuten vom Infotisch festgestellt.“
lomi
Stadtratte 10 vom Mai/Juni 1992, 5.