Materialien 1993
Lo Albert. Ein Nachruf
Am 13. April 1991 starb im Alter von fast 86 Jahren das langjährige Mitglied unserer Friedensinitiative, Lo Albert. Lo ist im Jahre 1983 zu uns gestoßen, als die Friedensbewegung mit vielfältigen Aktionen gegen die Aufstellung neuer Erstschlagswaffen vom Typ Pershing II und Cruise Missiles protestierte. Obwohl sie damals bereits in hohem Alter war, beteiligte sie sich jeden Samstag an unseren Info-Ständen. Sie sprach von sich selbst häufig als von der Friedens-Oma, wohl wissend, dass gerade ihre, der älteren Dame Mitgliedschaft unser Anliegen voranbrachte. Ihr, die zwei Weltkrieg erleben musste, glaubte man das Engagement ohne weiteres.
Los Engagement und Interessen waren vielfältig. Sie war auch entsetzt und enttäuscht über das Ausmaß der Umweltzerstörung und die maßlose Passivität der Politiker, deren Reden sie als bloßes Gerede entlarvte. Sie erkannte die Zusammenhänge von wirtschaftlichem Wohlergehen hierzulande und dem Elend in der Dritten Welt. Deshalb reagierte sie bisweilen mit Verzweiflung auf die Passivität der Bürger. Politisch organisierte sie sich bei den Grünen.
Ganz selbstverständlich hatte sie sich bereit erklärt, ihren Namen unter unsere Flugblätter zu setzen, um uns Berufstätige vor den Nachstellungen eines Staates zu schützen, dem sie nicht mehr sehr weit über den Weg traute. So unterstützte sie auch unsere Aktivitäten zur Volkszählung und war vermutlich eine Zeitlang in den Computern der observierenden Dienste und Schnüffler registriert, bis Lo wegen ihres hohen Alters aus dem Raster der Terrorismusverdächtigen flog.
Zuletzt im Krankenhaus, körperlich schon sehr schwach, registrierte und kommentierte sie noch mit wachem, kritischen Geist entsetzt die Vorgänge am Golf. Bis sie ins Krankenhaus musste, versuchte sie uns die politische Arbeit durch die Übernahme kleinerer Arbeiten zu erleichtern, und bei Besuchen im Krankenhaus beklagte sie ihre Abwesenheit. Wir fehlten ihr sehr, erzählte sie uns immer wieder. Nun wird sie uns für immer fehlen.
cfn
Schwabing extra. Zeitung der Schwabinger Friedensinitiative 5/1991, 2.