Materialien 1993
Denk-mal
Im Kampfe für das Vaterland
Starben den Heldentod
260 Offiziere Unteroffiziere und Mannschaften
der kgl. bayerischen Kraftfahrtruppe
1914 – 18
Sie zogen aus
Und spähten in die Weiten
Gleich Rittern die dem Heer
Vorraus ins Ungewisse reiten
1939 – 1945
Allen nicht Heimgekehrten der
Panzeraufklärungsabteilung, 4. Panzerdivision
Ganz am Rand der Grünfläche und relativ unauffällig im Schatten der Bavaria und der Ruhmeshalle (erbaut zum „Ruhme“ der über 80 dort aufgestellten Betonköpfe, übrigens alles Männer) steht dieses Denkmal. Nichts gegen Denkmäler, zum Beispiel eins für die unzähligen Soldaten, die in beiden Weltkriegen für die Profit- und Machtinteressen der Regierenden verheizt wurden, oder eins für die ebenfalls unzählbaren Frauen, die von den jeweils „gegnerischen“ Armeeangehörigen vergewaltigt wurden, oder wie wär’s mit einer Erinnerung an die Deserteure, die sich weigerten, diesen ganzen Wahnsinn mitzumachen, sich weigerten, auf andere zu schießen?
„Und spähten in die Weiten“, in welche? „In die Weiten“ des „neuen Lebensraums“ für das „arische Herrschervolk“?
„Gleich Rittern die dem Heer vorraus ins Ungewisse reiten.“ Da wird eine Panzeraufklärungsabteilung romantisierend verglichen mit Rittern (die so romantisch auch nicht waren, wie es immer dargestellt wird), mit Rittern, die „ins Ungewisse reiten“, sprich den Weg ebnen (plattwalzen) für das nachkommende Heer der faschistischen Großmacht Deutschland.
Und die Stadt München, immerhin haben wir eine rot-grüne Mehrheit, ist sich nicht zu blöde, diese Kriegsverherrlichung mit einem Kranz noch zu bekräftigen.
do
Westend Nachrichten. Stadtteilzeitung für das Westend und die Schwanthalerhöh’ 5 vom Januar/Februar 1993, 6.