Materialien 1994
Stoiber hat bei der Gewerkschaft nichts zu suchen!
Die IGM und eine Reihe anderer Einzelgewerkschaften sind mitten in der Tarifauseinandersetzung, und die Unternehmer waren seit 1945 nicht mehr so bodenlos unverschämt wie in diesem Jahr. Erstmals geht es nicht um 3 oder 4 Prozent mehr oder weniger Lohnerhöhung, sondern um Einkommenskürzungen in der Höhe von mehr als 15 %!
Da wird „Deutsche Einheit“ praktiziert: Angleichung von Löhnen, Arbeitszeit, Urlaub, Urlaubsgeld und Überstundenzuschlägen an Ost-Niveau! Und für die Arbeitslosenzahlen soll das wohl auch gelten! Das zehntausendfache Elend, das im Osten von der regierungsamtlichen „Treuhand“ durch schlichtes „Plattmachen“ hervorgerufen wird, umschreibt man hierzulande vornehm mit „Angleichung der Beschäftigungssituation an die Auftragslage“.
Von der Landesbezirksdelegiertenkonferenz des DGB Bayern erwarte ich in einer solchen Situation, dass unsere Positionen deutlich gesagt werden und dass durch eine kämpferische und zuversichtliche Stimmung die Illusion vieler Kolleginnen und Kollegen überwunden wird, sie könnten ihren Arbeitsplatz retten, indem sie „vernünftig verzichten“ und „einseitig nachgeben“.
Stattdessen wird vom DGB einer der süffisantesten Kapitalistenbüttel und gleichzeitig entschiedensten „Gewerkschaftsfresser“ mit einer Einladung hofiert. Und reden darf er auch noch, wohl in der Hoffnung, dass er ein bisschen nett ist zu uns, und dass er uns sagt, dass die Gewerkschaften halt doch eine „gewisse gesellschaftliche Funktion und Verantwortung“ haben.
Schickt Stoiber heim zu seinen Unternehmerfreunden und Amigos und lasst stattdessen Kollegen von ihren Kämpfen im Betrieb berichten. Das macht Spaß und bringt uns vorwärts.
Hans Lux, VK-Leiter Siemens-Matsushita.
Es schließen sich an:
Rufus Berthold, Siemens St.-Martin-Straße;
Klaus Hubig, Siemens Perlach.
Aufsteh’n. Zeitung der GewerkschafterInnen gegen Krieg und Rassismus 5 vom Februar 1994, München, 3.