Materialien 1997

Mehr als nur Theater

Aus für Theater: PUNKTUM

Und wieder lässt die Stadt München — mit einem „schade eigentlich“ — ein freies Theater sterben: Die Theaterproduktion PUNKTUM — pädagogisches, präventives Theater für Jugendliche.

Unter diesem Namen haben wir uns in der politischen Jugendbildungsarbeit auf Bundesebene einen sehr guten Namen gemacht. Unsere Inhalte (Drogenmissbrauch, Faschismus, destruktive Kulte und Sekten) erscheinen täglich als Problemthemen in den Medien. Die Regierung hat ihnen den Kampf angesagt. Bürgerinnen werden zum Handeln aufgefordert. Wir handeln — mit der Me-thode, die wir gelernt haben — Theater.

Doch hier zeigt sich die Inflexibilität der Ämter und Behörden auf städtischer, staatlicher und Län-
derebene.

Für Theaterarbeit sind die Kulturreferate zuständig, diese verweisen uns aufgrund unserer Inhalte und unserer Zielsetzung an die Sozialreferate und damit an die Jugendämter. Diese besitzen aber keinen Etat für Theaterförderung, und so landen wir bei den Schulreferaten. Mit derselben Argu-
mentation werden wir an die Gesundheitsämter weitergeleitet. Man informiert uns, dass wir ein Ausnahmefall sind, das heißt, wir sollen die Ministerien auf Bundesebene kontakten. Da wir ein Tournee-Theater sind, stellt man die Zuständigkeit des Bundes fest. Der Bund wiederum verweist uns an die Stadt, da wir in München ansässig sind und von hier aus agieren. Der Kreis schließt sich. Bei jedem Telefonat erhalten wir ein äußerst positives und interessiertes Feedback, bevor wir die Absage „leider sind wir nicht zuständig“ erhalten.

Wir sind Außenseiterinnen, und die schwerfälligen Mühlen und Regeln der Bürokratie machen eine Förderung unmöglich.

Nach zwei Jahren Engagement, Kraft, Idealismus — neben einer 40-Stunden Woche, um unseren Lebensunterhalt zu sichern — und einem großen Pott Eigenkapital sehen wir uns gezwungen, un-seren Theaterbetrieb einzustellen, 26 Schauspielerinnen, 2 Lichttechnikern und 2 Honorarkräften die Verträge zu kündigen und die gute Zusammenarbeit mit Schulen und Jugendorganisationen auf bundesweiter Ebene zu beenden.

Wir möchten uns bei allen, die uns drei Macherinnen so tatkräftig unterstützt und ermutigt haben, bedanken.

Die Theaterproduktion PUNKTUM; Fischbachauer Straße 2, 81539 München; Tel/Fax: 789704.

Haidhauser Nachrichten 7 vom Juli 1997, 12.