Materialien 2004

Vom Löwenbräukeller zur Burschenschaft Danubia

„Institut für Staatspolitik“
von Max Brym

Das rechtsradikale „Institut für Staatspolitik“ mit Sitz in Schnellroda (Rittergut in Sachsen Anhalt), stellt in einer Reihe von Veranstaltungen die Herren Martin Hohmann (Bundestagsabgeordneter), den Ex-General Gustav Günzel und den ultrarechten Politikprofessor Konrad Löw, als Opfer der „Meinungsdiktatur“ dar. Kürzlich besuchten rund 700 Personen eine Veranstaltung des IFS Able-
gers „Berliner Kolleg“ in Berlin. Der ehemalige ZDF-Moderator Schenk leitet gewöhnlich die Tref-
fen der sich konservativ gebenden Ansammlung von snobistischen Rechtsradikalen. Das Blatt „Junge Freiheit“ trommelt für Künzel, Hohmann und Konsorten.

Martin Hohmann meinte in einer berüchtigten Rede im Jahr 2003, „man könne auch die Juden ein Tätervolk nennen“. Nach dieser Ungeheuerlichkeit war Hohmann in der hessischen CDU nicht mehr haltbar. Der damalige Kommandeur des Kommandos Spezialkräfte, General Günzel solida-
risierte sich mit Hohmann und wurde entlassen.

Unter der Führung von Fritz Schenk formierte sich ein Verein mit der Bezeichnung „Kritische Solidarität mit Martin Hohmann“. Zu den Unterstützern der Initiative gehört auch der Münchner Großverleger Fleißner. Das „Institut für Staatspolitik“ versuchte am Sonntag, den 25. Juli, im öffentlichen Rahmen den honorigen Geschichtsrevisionisten ein Podium zu verschaffen. Es sollte eine Veranstaltung im Münchner Löwenbräukeller stattfinden. Aber der Wirt kündigte dem Insti-
tut kurzfristig den Saal. Statt in einem Saal mit 450 Plätzen mußten sich die Herrschaften in das braune Refugium der Burschenschaft Danubia in der Möhlstraße zurückziehen.

Der Frust des Herrn Kubitschek

Der Wirt des Löwenbräukellers wurde von dem Büro Knobloch, der israelitischen Kultusgemeinde, von der VVN und vom AStA der Universität bedrängt, den braunen Kameraden den Saal zu kündi-
gen. Der Wirt reagierte sofort und kündigte dem „Institut für Staatspolitik“ am Donnerstag, dem 22. Juli, den Versammlungsraum. In einem Schreiben an seine Anhänger stellte der ehemalige JF Redakteur und jetzige Verleger (Antaios Verlag. In dem Verlag erschien die Bibel von Martin Hoh-
mann – Biebersteins „Jüdischer Bolschewismus. Mythos und Realität“), der ISF Funktionär Götz Kubitschek, am 24. Juli frustriert fest: „Unser Institut muß den Veranstaltungsort erneut verlegen. Der Wirt des Löwenbräukellers hat aufgrund massiven Druckes von Seiten verschiedener Antifa-Gruppen und der israelitischen Kultusgemeinde den Vertrag gekündigt“.

In dem Schreiben beschwert sich Herr Kubitschek noch über drei andere Wirte, die seinem Institut keine Räumlichkeiten überließen. Dennoch fordert Kubitschek seine Anhänger auf nach München zu kommen. Kubitschek formuliert: „Unser Institut hat sich deshalb entschlossen, das erste Münchner Kolleg direkt im Haus der Burschenschaft Danubia, Möhlstraße 21, München Bogen-
hausen abzuhalten“. Kubitschek beklagt die „begrenzten Räumlichkeiten“ im Haus der braunen Burschenschaft; trotzdem will er „das 1. Münchner Kolleg zu einer Demonstration für die Mei-
nungsfreiheit“ machen.

Welche Meinung

Tatsächlich begann das Kolleg am Sonntag ab 10 Uhr in der Möhlstr. 21. Vor dem Danubia Gebäude demonstrierten Gegner der Alt- und Neonazis mit einem Transparent, auf dem stand: „Solidarität mit Juden und Jüdinnen hier und überall“. Im Haus der Danubia stellte General a.D. Künzel unter Beweis, welche Meinung er verbreitet haben will. Er stellte den Nürnberger Haupt-
kriegsverbrecherprozeß in Frage und wandte sich gegen die „gängige Wertung des Holocaust“. Die dicht gedrängten Herrschaften hatten verstanden und applaudierten fleißig bei solchen Thesen. Außerdem labte sich der feine braune Club an seiner angeblichen Märtyrerrolle. Die Kämpfer für die „freie nazistische Meinung“ blieben unter sich an einem Ort, der zu ihrer Gesinnung paßt.

Das Haus der Burschenschaft Danubia

In der Möhlstr. 21 versteckte sich im Jahr 2001 ein Mitglied der „Kameradschaft-Süd“, nachdem
es aus Anlaß des Geburtstages des Naziterroristen Martin Wiese zu einem Mordversuch an einem griechischen Mitbürger kam. Wenn nicht gerade rechte kahlköpfige Schläger in dem Haus unter-
tauchen, gibt sich im Danubia Haus alles, was in rechten Kreisen Rang und Namen hat, die Klinke in die Hand. Die Palette reicht von Horst Mahler über den Querfrontstrategen Bernd Rabehl bis zu General a.D. Künzel und Herrn Kubitschek. Besonders pikant ist, dass das Haus der Burschen-
schaft Danubia die ehemalige Villa Kaufmann war. Die jüdische Familie Kaufmann wurde von den Nazis im Jahr 1941 in den Tod getrieben. Heute sitzt in dem Gebäude der jüdischen Familie Kauf-
mann die Burschenschaft Danubia als Bestandteil der rechten politischen Infrastruktur.

Editorische Anmerkungen:
Max Brym stellte uns diesen Artikel am 29.07.2004 zur Veröffentlichung zur Verfügung.
Er lebt als freier Journalist in München.


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