Materialien 2006
Eine Frage
… Wir dürfen es nie so weit kommen lassen, dass wir für unsere Gegner berechenbar werden. Da-
raus folgt, wir verlassen die vom Gegner aufgestellten Regeln und verhalten uns so, dass er uns nicht kontrollieren kann. Wir haben zwar unsere Grundüberzeugungen, unsere konsequente Ein-
stellung, aber sind zugleich immer beweglicher als der Gegner und machen es ihm damit unmög-
lich, das Gesetz des Handelns an sich zu ziehen. Wir haben vielfältige Aktionsformen entdeckt, die sich ergänzen und von Fall zu Fall variiert werden können: Das beginnt mit Aufrufen zum Antimili-
tarismus, Antiparlamentarismus, Antinationalismus und Kirchenaustritt, verunsichert die etablier-
ten Oligarchien und veröffentlicht ihre Machenschaften und führt weiter über Sabotage, Boykott, Obstruktion, passive Resistenz und Generalstreik hin bis zu Gründungen eigener selbstbestimmter Lebens- und Arbeitsformen.
Um es ganz konkret zu formulieren: Die Frage lautet: Ist das Ergebnis in der Auseinandersetzung mit dem Gegner ergebnisoffen oder steht von vorneherein fest, wer welche Rolle spielt. Spiele zum Beispiel ich den Sparringspartner, dann – ganz offen gesagt – will ich für diesen nicht ungefährli-
chen Job Kohle sehen und anständig krankenversichert werden. Wie schätze ich diese Situation ein? Bin ich Komparse für strategische Übungen, die den staatlich geführten Bürgerkrieg vorzube-
reiten helfen? Denn der Weg in die Disziplinargesellschaft wird zügig beschritten …
Richy Meyer bei einem Vortrag am 26. Februar 2006 im Kafe Marat in der Thalkirchner Straße 104.