Materialien 2008
Nazimahnwache am 25.4.2008 in München
Geschrieben von Pressevertreter
Donnerstag, 1. Mai 2008
Etwa 50 Fallobstler (das waren auch schon mal mehr) versammelten sich am Freitag, den 25. April, am Richard-Strauss-Brunnen in München – fachgerecht eingezäunt und mit Blumentöpfen verziert – um Altnazi Reinhold Elstner zu feiern, der 1995 vor der Feldherrnhalle zeigte, wie sehr er Feuer und Flamme für seine Ideale war.
Selbstverständlich war auch die ruhmreiche FDÄ, vertreten durch den Gau München, den Gau Bayern, angereisten Austauschäpfeln aus Lindau sowie zahlreichen glühenden Sympathisanten vor Ort, um die Nazis unter anderem mit eigens mitgebrachten Streichhölzern anzufeuern.
Um einen weiteren Betriebsausflug – wenngleich äußerst lehrreich und uns dieser Lob nicht nur vom geliebten Führer einbrachte – zu vermeiden, wurden wir gleich zu Beginn und diesmal freiwillig bei Team Green vorstellig. Selbstverständlich waren die Ordnungshüter bereits sowohl über die Apfelfront, als auch unsere teilweise noch laufenden Verfahren informiert, und hatten folglich auch nichts gegen unsere Uniformierung einzuwenden. Nichts anderes hatten wir erwartet. Allerdings gab´s Megaphone-Verbot für uns, da es sich um eine gesinnungsfreie Mahnwache handeln solle, auf der die Nazis anständig trauern können. Ähm Ja, die NPD-Fahne und die auffällig vielen Glatzen (auch behaarte) ließen uns an dieser Begründung zwar zweifeln, aber wir beugten uns. Auch wenn auf diese Weise leider die extra vorbereiteten großartigen Redebeiträge nicht angebracht werden konnten sowie das alternative musikalische Unterhaltsprogramm (wie z.B. ein auf 30er Jahre gemachtes „Light my Fire“, „Benzin“ uvam.).
Manierlich, wie wir unsere Lieblingsnazis mittlerweilen erzogen haben, begrüßte uns auch schon Mike Nwaiser und wir gratulierten ihm zu seinem Auftritt im Videomitschnitt zu Stolberg im RTL Nachtjournal. Niemand taucht galanter unterm Banner weg und rangelt am Rande des Blocks mit der Polizei. Er schien sich geehrt zu fühlen, das Angebot zum Gruppenkuscheln lehnte er jedoch dann doch – wenn auch zögerlich – und zaghaft rückwärts gehend ab. Wirkt wohl auch etwas martialisch, wenn 15 uniformierte FDÄler mit ausgebreiteten Armen langsam auf einen zukommen. Immerhin brachte ihm diese Kontaktaufnahme wüste Beschimpfung durch einen seiner eigenen Kameraden ein. Worte, die ich hier sicher nicht wiedergeben werde (das NFD liest mit), welche aber aus dem Lager der Gegendemonstranten applaudiert und belacht wurden.
Die dann beginnende Nazi-Mahnwache war von Pannen arg geplagt. Nicht nur, dass Wuttke mit dem Lautiwagen sich ganz schön Zeit ließ, weshalb das Theater erst ne ganze Stunde später beginnend konnte, als geplant und daher „nur“ insgesamt eine Stunde in Anspruch nahm — die Polizei war nicht bereit, die Show zu verlängern … sehr anständig. Nein, auch schaffte man es zu Anfang nicht, die wenigen Fallobstler in anständiger Formation aufzustellen. Geschlagene 10 Minuten lang standen also während der ersten Rede, die eine Hälfte mit dem Gesicht zu uns und die andere mit dem Gesicht zum Lautiwagen. Man sollte meinen, dass das irgendwann auffällt. Und so ein Mist, vermummen durfte man sich auch nicht. Noch dazu war natürlich die Musik ziemlich unvorteilhaft. Man sollte nicht Walzer und ähnlich anmutende Stücke spielen, wenn die Apfelfront anwesend ist. So tanzten wir also durch die Fußgängerzone, starteten später zu den Gesängen der Antifa („Happy Burning to you, … lieber Reinhold, Happy Burning to you“) eine Polonaise, verteilten zwei Packungen Apfelringe an Passanten, Team Green und Gegendemonstranten, posten gar lieblich für die bekannten Nazifotografen, gruppenkuschelten und informierten die Umstehenden.
Um 21.00 Uhr wurde der braune Spuk beendet, der Käfig geöffnet, dass Fallobst nach rechts eskortiert. Wir entschieden uns für links. Doch es ertönte ein heiserer Schrei. Schock — fehlt was, was ist los? Wir hatten Kerner vergessen! Der war noch so mit den Nazis beschäftigt, dass er erst jetzt nachkam. Eine unverzeihliche Nachlässigkeit unsererseits. Intensives Streicheln, Umarmen und Liebkosen folgten umgehend und so marschierte der Großteil der Gruppe gen U-Reichsbahn, der Gauleiter und ich Richtung Automobil. Und siehe da, Boskop war uns hold, die Nazis kreuzten erneut unseren Weg und die Gelegenheit ließen wir uns nicht entgehen. Ein außergewöhnlich höfliches Exemplar rief nach hinten: „Mike, die da wollen dich noch verabschieden.“ Tatsächlich kam dann noch eine kleine kurze Plauderei zu Stande (das nächste Mal hoffentlich mit Keksen und Kaffee), bevor sich unsere Wege nun endgültig trennten.
Fazit:
Unsere erzieherischen Maßnahmen tragen langsam Früchte. Ich bin mir sicher, wir kommen irgendwann auch ohne Wuthöhle und Stille Treppe aus, und vllt, aber nur vllt schaffen wir es sogar mal, dass alle frisch geduscht zur Demo kommen. Der Rest ließe sich sicherlich schon in unseren Umerziehungslagern richten. Die Klamotten- und Stylingfrage macht mir allerdings noch arg Sorgen.
Zitate des Tages:
Zum stellvertretenden Gauleiter: „Welchen Nazi meinst du?“ – „Den mit der Glatze.“
Nazifotograf zum lieblich posenden FDÄler Kerner: „Boah, nicht du schon wieder.“
Weisheit des Tages:
Ein Demotag beginnt dann gut, wenn man parkt, sich telefonisch nen Überblick verschafft, aussteigen möchte und beim Make-Up-kontrollierenden Blick in den Rückspiegel nen Glatzkopf an der Heckscheibe hängen sieht, der grad den Anti-Nazi-Aufkleber abpuhlen will.
Heil Boskop!
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