Materialien 2009

Spurensuche in München

„Initiative historische Lernorte Sendling“

Die Münchener »Inititative historische Lernorte Sendling« begann bereits vor fünf Jahren, sich auf "Spurensuche« zu begeben, und hat seither Orte, an denen die Folgen der NS-Diktatur zu dokumentieren sind, immer wieder öffentlich gemacht. Jüngstes Beispiel war die Präsentation der Projektdokumentation »…nach unbekannt abgewandert« im November 2009.

Mit der Dokumentation erinnert die Initiative an die im Vorjahr von dem Künstler Wolfram P. Kastner mit 20 weißen Koffern inszenierte Kunstinstallation, mit der die Deportation jüdischer Nachbarn in Sendling, die am 20. November 1941 stattgefunden hatte, visualisiert worden war. Ein umfangreiches Programm mit Zeitzeugengesprächen und weiteren künstlerischen Beiträgen war mit dem Projekt »…nach unbekannt abgewandert« verbunden. Die während der Installation entstandene Foto-Dokumentation »… etwas sollte bleiben« von Frauke Weck wurde in diesem Jahr nun in einer Ausstellung präsentiert – das Rahmenprogramm der Initiative mit Lesungen, Kino und Stadtteilführung vertiefte die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge.

Noch »etwas blieb« bereits: Der Bildhauer Gunter Demnig verlegte im Mai an der Kyreinstraße 3 auf Privatgrund, »hart an der Grenze zum öffentlichen Raum«, elf Stolpersteine zur Erinnerung an die von den Nazis deportieren und ermordeten ehemaligen Hausbewohner. Einer der vier exemplarischen Standorte für die weißen Koffer (an der Ecke Impler-Kyreinstraße) hatte die Hauseigentümer so beeindruckt, dass sie sich für ein bleibendes Gedenkzeichen entschieden.

Die »Initiative Stolpersteine für München e.V.« konnte gemeinsam mit der »Initiative historische Lernorte Sendling« die Eigentümergemeinschaft der Kyeinstraße 3 für die Verlegung der Stolpersteine gewinnen. Inzwischen gibt es bereits weitere Interessenten an solchen Erinnerungs- und Gedenkzeichen im Stadtviertel.

G.D.-E.

Antifa. Magazin der VVN-BdA für antifaschistische Politik und Kultur vom Januar/Februar 2010, Beilage, 5.