Flusslandschaft 2010

SchülerInnen

Nachdem die Gymnasialzeit überstürzt auf acht Jahre reduziert wurde, klagen Schülerinnen und Schüler über vermehrten Leistungsdruck; Freizeit hätten sie überhaupt keine mehr. Am Freitag, 12. Februar, demonstrieren 2.500 wütende Schülerinnen und Schüler auf dem Odeonsplatz.1 Auf einem Transparent heißt es „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freizeit klaut“, Kultus-
minister Spaenle, der auf der Bühne bei einer Diskussionsrunde sprechen soll, wird ausgepfiffen; eine Tomate trifft ihn an der linken Schulter.2 In den fünften Klassen der Münchner Gymnasien sind die Verhältnisse untragbar. Wanderklassen, Klassenstärken bis zu 35 Kindern und Zwangs-
zuteilungen bringen auch die Eltern auf die Barrikaden. Sie demonstrieren vor dem Landtag und fordern, dass die Stadt, die an ihre Kapazitätsgrenzen stößt, finanziell unterstützt wird.

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Selber schuld

Viele beklagen jetzt
dass in Bayern einerseits
nicht mehr Lehrer
eingestellt werden
und die Klassen zu groß bleiben
andererseits Lehrkräfte
arbeitslos bleiben
Aber nachdem jeder
bayrische Bürger durch
fahrlässig ungenügende
Überwachung seiner
Bayerischen Landesbank
einen Schaden von
vierhundertundsechzig Euro
verursacht hat
kann er jetzt nicht verlangen
für diesen Fehler
auch noch mit einer
Verbesserung der
schulischen
Ausbildung
seiner Kinder
belohnt zu werden

Knut Becker3


1 Siehe „Bayerns Gymnasiasten platzt der Kragen“ von Dieter Braeg.

2 Vgl. Abendzeitung 36 vom 13./14. Februar 2010, 8.

3 Knut Becker, Bei uns regiert Schwarz-Geld. Satirische Texte zur Zeit, Februar 2011, 14.