Flusslandschaft 1967

Nazis

Wilhelm Harster (geboren am 21. Juli 1904 in Kelheim, gestorben am 25. Dezember 1991 in München) war ein deutscher Jurist und hochrangiger NS-Beamter. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Harster als Oberregierungsrat im Bayerischen Innenministerium tätig. Als Leiter der Gestapo in Innsbruck in Österreich, dann vor allem als Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) in den Niederlanden (15. Juli 1940 bis 28. August 1943) und in Italien (9. November 1943 bis zu seiner Gefangennahme am 10. Mai 1945) war er für die Deportation Zehntausender Juden in die Vernichtungslager verantwortlich. Harster wurde vom Bijzonder Gerechtshof (Sondergerichtshof) in Den Haag am 23. März 1949 zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, aber frühzeitig begnadigt. Am 23. Januar 1967 findet in München eine Kundgebung statt, auf der eine hohe Strafe für den erneut angeklagten Harster gefordert wird.1 Das Landgericht München II verurteilt Harster schließlich am 24. Februar ebenfalls zu einer Freiheitsstrafe, aber auch jetzt wird er wieder frühzeitig begnadigt.

Das münchner rationaltheater in der Hohenzollernstraße 74 in Schwabing zeigt in seinen Schaufenstern die Verstrickungen von Bundespräsident Lübke in die eigene NS-Vergangenheit. Es kommt zu gerichtlichen Verfahren.2

Ehemalige aktive Nazis befinden sich in vielen einflussreichen Ämtern. Die Humanistische Union enttarnt einen Regierungsoberinspektor beim Militärischen Abschirmdienst (MAD) in München.3

Erst 1984 erscheint eine Publikation, die systematisch aufzeigt, wie viele alte Nazis, Massenmörder wie Schreibtischtäter nach 1945 in der Bundesrepublik unbehelligt weiter arbeiten konnten und wer ihnen dabei geholfen hat: Jörg Friedrich, Die kalte Amestie, Frankfurt am Main 1984.


1 Vgl. Münchner Merkur 19/1967.

2 Siehe „In Sachen L …“.

3 Siehe „Gestapo- und SS-Funktionäre bundeswehrgeeignet?“ von Rainer Haun.