Flusslandschaft 1947

Kunst/Kultur

BILDENDE KÜNSTE

Die Münchner Künstlergenossenschaft stellt in der Lenbach-Galerie aus. Günter Pahl deutet vorsichtig an, dass er nicht ganz zufrieden ist: „… Zum Schluss möchten wir statt einer kritischen Würdigung der Ausstellung (simpl-kritische Betrachtungen von Kunstausstellungen sind in München immer noch lebensgefährlich für die Kritiker) nur ein paar ‚sinnige’ Bildtitel aufzählen: ‚Wochenend und Sonnenschein’, ‚Das arme Kind’, ‚Geborgen’, ‚Es schmeckt ihm nicht mehr’! Aber wer fragt schon heute darnach, ob es uns schmeckt?1

KINO

„Am 11. Dezember läuft der erste deutsche Film der Nachkriegsproduktion in der US-Zone im Luitpold-Kino in der Brienner Straße 15 an. Bei der Premiere ‚Zwischen Gestern und Morgen’ sind prominente Persönlichkeiten der Bayerischen, der Militärregierung und der Stadtverwaltung München anwesend. Das Drehbuch stammt von Harald Braun und Herbert Witt, die Spielleitung hat Harald Braun, die Kostüme sind von Irmgard Becker. Als Darsteller wirken mit: Viktor de Kowa, Winnie Markus, … Willi Birgel, … Hildegard Knef, Erich Ponto, … Adolf Gondrell.“ Erzählt wird die Geschichte einer aus rassenpolitischen verfolgten Künstlerfamilie und eines während des „Dritten Reichs“ in die Schweiz emigrierten Zeichners, der nun wieder zurückkehrt. Das Publikum lehnt den Film trotz guter Kritiken ab. Der Chronist begründet, warum: „Man will nicht mehr an diese Zeiten erinnert werden, die Furcht und Unterdrückung mit sich brachten. Man will Unter-
haltungsfilme sehen, abgelenkt werden nach all den Schwierigkeiten und Nöten des Nachkriegs-
lebens, man will Filme sehen ohne Tendenz.“2


1 Der Simpl 16 vom September 1947, 202.

2 Stadtchronik, Stadtarchiv München. Vgl. auch: www.muenchen.de/Rathaus/dir/stadtarchiv/chronik.html. Zur weit verbreiteten Haltung der Münchner Bevölkerung, die passiv bleibt, verdrängen und abgelenkt werden will, vgl. auch „Wir kamen nach Deutschland …“ von Stefan Heym. Zur moralisierenden Abwehr vermeintlicher Tabubrüche in der Münchner Bevölkerung siehe „Christian Dior führt den kurzen Rock ein“ von Karin Sommer.