Flusslandschaft 1971

CSU

Franz Josef Strauß wiederholt sich auf einer CDU-Wahlkundgebung in West-Berlin: »Brandt wechselt zu oft seine Positionen. Ich habe meine immer behalten. Lieber ein kalter Krieger als ein warmer Bruder.«1

Nacht zum Montag, 15. März: Nahe dem Central Park in New York geht FJS nach Mitternacht noch auf ein Bier. Da machen sich drei Bordsteinschwalben über den Angetrunkenen her und klauen ihm das Portemonnaie. Monate später: Mathis Oberhof, Chef der bayrischen Sozialistischen Deut-
schen Arbeiterjugend
(SDAJ) meint in einem internen Mitglieder-Rundschreiben: „Auch in Bayern nimmt der Lehrstellenmangel immer gravierendere Formen an, ohne dass die Landesregierung in irgendeiner Form tätig würde, während sich Franz Josef Strauß in New York mit Nutten rumrauft.“ Da stehen dann tatsächlich eines Tages vor der Haustüre von Oberhof in der Schleißheimer Straße drei Polizisten und ein Staatsanwalt und wollen rein. Oberhof: „Ich wollte mein Recht wahrneh-
men, einen Zeugen hinzuzuziehen, aber der Hausmeister der Wohnanlage in München-Schwabing war selbst so empört, dass da ein roter Funktionär in seinem Haus sein Unwesen trieb, dass er die Zeugenfunktion ablehnte. Ohne das Eintreffen einer Zeugin, die ich per Telefon aus der nahe gele-
genen linken Buchhandlung herbei rief, gingen die Polizeibeamten an ihr Werk. Sie fanden auch alsbald den Text, der ihn aber wohl schon zur Herbeiführung eines Hausdurchsuchungsbefehls be-
kannt gewesen sein musste, suchten eifrig weiter nach Mitgliederlisten oder ähnlichen verwertba-
ren Materialien und mussten eine Stunde später frustriert von dannen ziehen.“2

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(zuletzt geändert am 18.12.2025)


1 Der Spiegel 12 vom 14. März 1971, 21.

2 https://mathisoberhof.wordpress.com/2015/09/05/franz-josefs-100-geburtstag-und-die-hausdurchsuchung-in-der-muenchner-schliessheimer-strasse/

3 Nachlass Zingerl, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

Überraschung

Jahr: 1971
Bereich: CSU