Materialien 1984

Was ist das – die DVU?

Die 1971 in München gegründete Organisation wirkt als Sammlungsbewegung rechtsextremistischer und neonazistischer Kreise um den Verleger Dr. Gerhard Frey, Herausgeber der „Nationalzeitung“. Ziel der DVU und ihres Organs „Deutscher Anzeiger“ ist die Initiierung langfristig angelegter Kampagnen zur „Reinwaschung“ des deutschen Faschismus und Militarismus. Sie bezeichnet in ihrem „Aktionsprogramm“ die mit der DDR abgeschlossenen Verträge „von Anfang an für null und nichtig … Kriminelle, Kommunisten und Anarchisten“ sind laut DVU-Programm „auszuweisen bzw. abzuschieben“. Mit der „Initiative für Ausländer-Begrenzung“, die als „Bruderverband“ der DVU firmiert, schalteten sich Frey und seine Helfer in die Ausländerhetzkampagne ein.

Am 10. März 1984 hielt die DVU im Münchner Löwenbräukeller ihre Hauptversammlung ab. Danach wurde eine Versammlung „Freiheit für Rudolf Heß“ mit dem Referenten David Irving durchgeführt. Für Außenstehende war die Vermengung der beiden Veranstaltungen nicht erkennbar, weil nur für die Heß-Veranstaltung geworben worden war. Frey wurde mit 2.008 von 2.010 Stimmen in seinem Amt als Bundesvorsitzender der DVU wiedergewählt. Einen hörenswerten Finanzbericht gab Dr. Roemer. Danach konnte die DVU in einem Jahr einen Überschuss von 40.000 DM erwirtschaften, an Spenden gingen 300.000 DM ein, der Jahresetat betrug über 800.000 DM.

In seinem Bericht rühmte sich Frey, die größte Gemeinschaft im rechtsradikalen Lager um sich geschart zu haben, mit über 14.000 Mitgliedern der DVU und deren „Aktionsgemeinschaften“. Er beklagte, dass die DVU leider nicht vollständig mit der Politik der derzeitigen Bundesregierung einverstanden sein könne; strittiger Punkt sei die europäische Einigung. Diese dürfe erst dann zu einem europäischen Bundesstaat weitergeführt werden, wenn die deutsche Frage im Sinne der DVU gelöst sei.

Nach der ersten Runde der Oberbürgermeisterwahlen 1984 in München schaltete sich Frey ein: Mit einem persönlichen Schreiben an die Münchner Bezieher der „Nationalzeitung“ und deren vermuteten Sympathisantenkreis forderte er auf, „am 1. April zur Wahl zu gehen und mit der Abgabe einer gültigen Stimme für Erich Kiesl dafür zu sorgen, dass der sozialdemokratische Kandidat nicht Oberbürgermeister von München wird“.


Die Neonazis in Bayern — eine wachsende Gefahr im Klima von Hochrüstung, Krise und Rechtswende. Dokumentation der VVN-BdA Bayern, München 1984.

Überraschung

Jahr: 1984
Bereich: Rechtsextremismus