Flusslandschaft 2011

Militanz

Am späten Abend des 29. März wird die Fassade des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge
in München mit roten Farbebeuteln beworfen.

Am 21. Mai bemerkt gegen 2 Uhr 40 ein Lokführer beim Durchfahren des Südbahnhofes im Be-
reich Thalkirchner Straße/Tumblinger Straße eine Rauchentwicklung an einem Bundeswehr-
fahrzeug, welches zusammen mit zahlreichen weiteren Militärfahrzeugen auf einem Transportzug abgestellt ist. Bevor das Feuer vom brennenden Jeep auf weitere Fahrzeuge überspringen kann, wird es gelöscht.

In der Nacht auf den 25. September werden Fenster und Einrichtung eines San Francisco Cafes mit Steinen beschädigt. In einem Bekennerschreiben heißt es: „Wir griffen den Laden als Symbol dieser Gesellschaft an. Einer Gesellschaft die sich selbst feiert und im Konsum verwirklichen will. Einer Gesellschaftsordnung, die ihre eigene Unterdrückung reproduziert und akzeptiert, in der es unmöglich ist sich frei zu entfalten. Solch eine Ordnung finden wir abstoßend. Was uns hier ge-
boten wird, wollen wir ganz einfach nicht. Die ‚Freiheit’, vor dem Warenregal zu stehen und dem Konsum zu verfallen, ist für uns nicht hinnehmbar. Wir haben uns diesen Moment unseres Lebens zurückgenommen, in dem wir uns fernab von Gesetzen, Moralvorstellungen und uns aufgezwun-
genen Regeln und Grenzen bewegten und somit eine Stück Freiheit verspürten. Gegen die Gesell-
schaft des Spektakels! Gegen diese heuchlerische Freiheit! Gegen jeden Staat und jeden Knast! Hiermit erklären wir uns als Mittäter_Innen bei dem Angriff auf das Ostkreuz in Berlin und dem angezündeten Bundeswehrjeep in München! Hoffentlich finden wir mit unserer Aktion auch Menschen die sich als unsere Kompliz_Innen begreifen!“1

In der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober werden ein Immobilienbüro zwischen Rosenheimerplatz und Isartor sowie das Lebensschützerzentrum im Westend entglast.

In der Nacht vom 1. auf den 2. November wird ein Immobilienbüro im Glockenbachviertel kom-
plett entglast, Computer und Arbeitsgeräte werden beschädigt. In der gleichen Straße wurden Schäden an dem Glaseingang eines Bauunternehmens aufgefunden.

In der Nacht auf Mittwoch, 6. Dezember, brennen auf dem Parkplatz der Inspektion München-Bogenhausen drei Polizeiautos völlig aus. Die Umstände deuten deutlich darauf hin, dass Unbe-
kannte die Einsatzfahrzeuge mutwillig in Brand gesetzt haben.

Näheres zu den hier beschriebenen Aktionen siehe: www.agmuenchen.blogsport.de/direkte-aktionen/, www.linksunten.indymedia.org und www.directactionde.ucrony.net.

Nachdem am 6. Dezember 2008 bei heftigen Auseinandersetzungen in Athen ein Jugendlicher von einem Polizisten erschossen wurde, kam es in mehreren europäischen Städten – auch in München – zu Protesten. Demonstrationen gegen Repression nahmen zu. Am 10. Dezember 2011 demon-
strieren etwa zweihundertfünfzig Menschen vom Goetheplatz aus durch die Stadt.2 FC Bayern-
Fans, die sich in der Schickeria München organisieren, verlesen bei der Auftaktkundgebung einen Redebeitrag.3 Einige Rechtsextreme sind auch anwesend. Während die etwa 120 Demonstrantin-
nen und Demonstranten sich auf ihren Marsch durch die Goethestraße vorbereiten, wird klar, dass die etwa zwanzig Rechten, nachdem sie von Polizeibeamten auf Distanz gehalten werden, ihren eigenen Aufmarsch, der weder angekündigt noch beim KVR angemeldet war, als „Eilversammlung“ durch die Lindwurmstraße durchsetzen. Erstaunlich, dass diese spontane Demo mit Lautsprecher-
wagen und Transparenten („Wir stürmen dem Siege entgegen – Kampf der Rotfront“) völlig unbe-
hindert stattfinden kann. Die „rechten“ Demonstranten rufen „Kriminelle Ausländer raus, raus, raus“ und „Nationaler Sozialismus jetzt“. Zu Beginn der „linken“ Demonstration kommt es noch zu Auseinandersetzungen mit einigen Rechtsextremen, die ein Transparent mit der Aufschrift „Linke Banden hier im Land … München leistet Widerstand – Freie Nationalisten München“ tragen.4


1 www.agmuenchen.blogsport.de/direkte-aktionen/

2 Siehe „Police partout, justice nulle parte!“.

3 Siehe „Redebeitrag der Schickeria München zur Demonstration ‚Police partout, iustice nulle part!’“ und die Bilder der Demonstration „für alexis“ sowie die Gegenkundgebung von Felicitas Hübner und Franz Gans.

4 Siehe www.aida-archiv.de/

Überraschung

Jahr: 2011
Bereich: Militanz