Flusslandschaft 2012

Umwelt

Die in München ansässige Stiftung Interkultur fördert, vernetzt und berät interkulturelle Gärten sowie Projekte des Urban Gardening.1

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An der Ludwigsfelder Straße 168 (Moosach/Allach-Untermenzing) will die Air Liquide Deutsch-
land GmbH
(AL) eine Abfüllanlage für Gase und ein Lager für giftige, sehr giftige und hochent-
zündliche Gase errichten. Dagegen protestiert die Bürgerinitiative Gegen Giftgas im Münchner Westen. Im Münchner Westen und Nordwesten sammeln die Gegner der Anlage seit November 2011 7.000 Unterschriften. Auch in der Fasanerie, die zum Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl gehört, rührt sich Widerstand. Hier werden 1.600 Unterschriften gesammelt. Am 13. Januar be-
ginnt die Banneroffensive „Allach sieht Gelb“. An Häusern, Wohnungen und Gartenzäunen pran-
gen Banner mit der Aufschrift „Giftgaslager in Allach? Nein Danke! www.giftgasfreies-allach.org“. AL weicht zurück, will jetzt an der Schleißheimer Straße bauen. Auch hier kommt es zu Protesten. erfolgreich, AL gibt auf.

Vor 20 Jahren wurde der Münchner Flughafen im Erdinger Moos auf 25 Quadratkilometern in Betrieb genommen – jetzt soll er um eine dritte Startbahn und damit weitere 17,5 Quadratkilome-
ter ergänzt werden. Der riesige Flächenverbrauch, die schon jetzt verheerende Klimabilanz und
die nicht einmal benötigten zusätzlichen Startkapazitäten sprechen klar gegen dieses voluminöse Infrastrukturprojekt. Ein breites Bündnis von Organisationen will jetzt die Ausbaupläne mit einem Bürgerbegehren stoppen. Bis Ende Januar werden 34.000 Unterschriften benötigt, damit es zu einem Bürgerentscheid kommt und die Münchner Bevölkerung über den Bau der 3. Startbahn abstimmen kann. 26.000 Unterschriften sind schon zusammen. Es fehlen also Ende Januar noch 8.000 Unterschriften! Unterschreiben können alle ab 18 Jahren mit Erstwohnsitz in München, ebenso in München gemeldeten EU-Bürger/EU-Bürgerinnen.3

Am 17. Juni wird abgestimmt. Der Stadtrat votiert in seinem Ratsbegehren pro 3. Startbahn, die Startbahngegner, die 35.000 Unterschriften gesammelt haben, sind dagegen. In einer dritten Stichfrage werden die WählerInnen gefragt, welche Alternative ihnen lieber ist, wenn beide Begeh-
ren eine Mehrheit bekommen. – Schon eigenartig, welche Organisationen beim Bündnis „Ja zur 3. Startbahn“ mitmachen: Die Olympiapark GmbH, der FC Bayern, 1860 München und der Tierpark Hellabrunn. Fußball-Fans kündigen Anfang März ihre Mitgliedschaft, ob stadteigene Unterneh-
men sich auf diese Weise politisch positionieren dürfen, bleibt fraglich. Die Befürworter können für ihre Öffentlichkeitsarbeit auf einige Millionen Euro zählen, und die Gegner … Richy Meyer meint am 28. April: „Erst war ich ja für die dritte Startbahn, der Betriebsratvorsitzende von BMW ist ja auch dafür: München muss weltoffen bleiben, benötigt weitere Arbeitsplätze und und und. Ich war dafür auch deshalb, weil meine Freunde von der politisch korrekten Weltrettungsbrigade mich zusülzten, das Ganze sei kein bisschen öko und überhaupt … Dann habe ich diese Plakate gesehen, diese trachtengewandeten Dumpfbeutel, die wie das selige Kirov-Ballett im Stile des real existierenden Sozialismus Flieger-Propaganda treiben, dann habe ich mich auf www.ja-zur-3.de umgesehen und dort neben wohlgenährten Wiesnwirten unter anderem den notorischen Hans-
Werner Sinn entdeckt, den Privatisierungsfundamentalisten und Oberpriester des Neoliberalis-
mus. Da dachte ich mir, jetzt reichts endgültig. Klar gehe ich zur Wahl und stimme dagegen.“4

Nachdem die finanziell gut ausgestattete Pro III.-Kampagne so wirklich einleuchtende und ästhetisch befriedigende Ergebnisse nicht vorzuweisen hat, haben sich kreative Köpfe einige Gedanken gemacht, wie man der Kampagne beispringen kann.5 In der Galeriestraße campieren seit Donnerstag, 14. Juni, Mitglieder des Bündnisses AufgeMUCkt unter dem Motto „Occupy Staatskanzlei“. Die Abstimmung wird knapp, die Erleichterung am Abend des 17. Juni ist groß. Tatsächlich gewinnen diejenigen, die mit Fantasie und persönlichem Engagement angetreten sind, die Mehrheit mit 54,3 Prozent. Die Befürworter der III. Startbahn haben trotz der millionenteuren Anzeigenkampagne das Nachsehen und ziehen lange Gesichter. Die Geschichte belegt: Nicht immer gewinnt Goliath, und das macht ein gutes Gefühl.6 Die Stadt Freising bedankt sich bei
den Münchnerinnen und Münchnern mit einem Fest am Sonntag, 15. Juli.7

Greenpeace sowie der europäische Zusammenschluss No Patents on Seeds (Keine Patente auf Saatgut) geht gegen ein Biopatent des US-Agrarkonzerns Monsanto auf das Erbgut einer Melone vor. Am Freitag, 3. Februar, legt das Bündnis dagegen Einspruch beim Europäischen Patentamt (EPA) in München ein. Die als neu definierte Eigenschaft der Frucht ist durch eine natürliche Gensequenz verursacht, die durch konventionelle Zucht in die Melone gelangt ist. Das ist nach europäischem Recht nicht als Erfindung patentierbar. Monsanto hatte im Mai 2011 das Patent auf eine Melone angemeldet, die durch Übertragung einer natürlich vorkommenden Erbgutsequenz aus einer indischen Melone resistenter gegen ein schädliches Pflanzenvirus wurde. Obwohl es sich bei dem Verfahren um ein normales Zuchtverfahren mit Ausgangsmaterial aus einer internationa-
len Saatgutdatenbank gehandelt hat, hat der Konzern sich die Frucht samt ihrer Gen-Sequenzen patentieren lassen.

Die Anwohnerinnen und Anwohner in der Meyerbeerstraße in Obermenzing haben erfolgreich protestiert. Anfang März ist klar: Die Meyerbeerstraße zwischen der Verdi- und der Nusselstraße bekommt ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern.

Am Sonntag, 17. Juni, findet von 11 bis 13 Uhr vom Goetheplatz über die Lindwurmstraße und
den Oberanger zum Isartor die „Gehzeugaktion – Demo für mehr Leben auf der Straße“ statt. Ein Holzgerüst von 4,30 × 1,70 Meter verdeutlicht die durchschnittlichen Maße eines Mittelklassewa-
gens und zeigt dessen Raumbedarf. Die Menschen fordern den öffentlichen Raum zurück: Mehr Platz fürs Leben!8

Freitag, 30. November: Mehrere hundert Menschen ziehen unter dem Motto „Wir blasen euch den Marsch“ hinter einer Kapelle her zum Europäischen Patentamt. Sie fordern ein Umdenken bei der Vergabe von Patenten und ein klares Nein zur Gentechnik auf dem Acker.

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Siehe auch „Internationales“.

(zuletzt geändert am 13.12.2020)


1 Siehe Ute Scheub: „Die grüne Sprache“ unter https://futurzwei.org/article/stiftung-interkultur.

2 Grafik: Bernd Bücking. In: Garnreiter/Schubert/Schuhler/Selinger, Grüne Wende. Neue Farbe oder neues System? Unterwegs in die Ökokatastrophe? Elemente einer echten Energiewende, globale Klimagerechtigkeit, isw-Report Nr. 91, Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung München e.V., Dezember 2012, 20.

3 Siehe www.keinestartbahn.de/unterschriftenliste/ und www.keinestartbahn.de/aktionstag-21-1-2012/

4 Siehe „Ja zur Dritten“; siehe auch www.meine-muenchner-stimme.de/

5 Vgl. Abendzeitung vom 16./17. Juni 2012, 19.

6 Siehe www.keinestartbahn.de/

7 Siehe www.freising.de/fileadmin/user_upload/06_IR_Presseamt/0610_pdf-Files/Freising_sagt_danke.pdf.

8 Siehe www.fairkehr.net.

9 Grafik: Bernd Bücking. In: A.a.O., 25.

Überraschung

Jahr: 2012
Bereich: Umwelt