Materialien 1969
Resolution von Vertretern der theaterwissenschaftlichen Institute
1. Das theaterwissenschaftliche Institut wird in ein Institut der Schauspieler, Bühnenbildner, Schauspielschüler, Schüler und Theaterwissenschaftler umgewandelt.
2. Das Institut hat die Aufgabe, ein Zentrum revolutionärer Kulturarbeiter vorzubereiten, die Syndikalisierung revolutionärer Kulturarbeiter voranzutreiben und alle in den kulturindustriellen Apparaten arbeitenden revolutionären Gruppen solidarisch zu unterstützen.
3. Im Mittelpunkt der im Institut permanent zu führenden Diskussionen aller Gruppen wird die Frage stehen, welche Funktion das Institut für die schon bestehenden Kampagnen der gesamten revolutionären Bewegung haben kann und welche Kampagnen vom Institut aus neu zu initiieren sind.
4. Der Streik wird solange fortgesetzt, bis die Finanzierung des studentischen Sektors sichergestellt ist, den als »studentischen« Sektor aufzuheben die Anstrengung aller arbeitenden Gruppen sein wird.
5. Der Kampf, der damit am theaterwissenschaftlichen Institut neu eröffnet wird, wird von den Genossen in Köln und München durch die Verstärkung der Aktivität an ihren Instituten aktiv unterstützt. Das theaterwissenschaftliche Institut Berlin wird zur vorläufigen Kommunikationszentrale für die Aktivitäten in der BRD und in Berlin-West.
Diese Resolution wurde auf einer Initiativtagung mit Vertretern der theaterwissenschaftlichen Institute München, Köln und Berlin sowie verschiedenen Gruppen, die mit dem Theater arbeiten, verabschiedet. Die Tagung dauerte vom 23. – 27.1.1969.
Um den Inhalt der Resolution voranzutreiben, werden vorläufig folgende Gruppen arbeiten:
l. Agitation der künftigen Erstsemester
2. Agitation der Schauspieler und Schauspielschüler
3. Agitationstheater mit Experimenten in den Schulen
4. Syndikatprojektgruppe
5. Sozialistisches Studententheater
Flugblatt, Frühjahr 1969. Jürgen Miermeister/Jochen Staadt (Hg.), Provokationen. Die Studenten und Jugendrevolte in ihren Flugblättern 1965. In: Lutz Schulenburg (Hg.), Das Leben verändern, die Welt verändern! 1968. Dokumente und Berichte, Hamburg 1998, 364 f. Dazu Schulenburg: „Sehr schönes Beispiel für eine Art revolutionär-syndikalistische Orientierung, in der die sozialistische Perspektive und die spezifische Berufstätigkeit verschmolzen werden. Dies ist eine der Möglichkeiten, die Institutionen, nach ihrer Eroberung bzw. Durchdringung, umzubauen und sich der – oftmals bewusst falsch verstandenen – Forderung von Rudi Dutschke, auf »den langen Marsch durch die Institutionen« zu gehen, anzuschließen.“