Flusslandschaft 1990
Wohnen
Die Mieterinitiative Weiterleben in Untergiesing wehrt sich gegen die sogenannte „Aufwertung“ des Viertels. Bei einem Drittel der alten Wohnblöcke im Viertel liegt die Quadratmetermiete unter sechs Mark. Viele AnwohnerInnen können sich eine höhere Miete nicht leisten und verzichten da-
für lieber auf Modernisierung und höheren Komfort. Die Spekulanten aber haben das Viertel schon entdeckt.1 Und hier noch sieben weitere Beispiele für leerstehende Spekulationsobjekte: Türken-
straße 30 in der Maxvorstadt, Orleansstraße 65 und Milchstraße 14 in Haidhausen, Eduard-Schmid-Straße 19 in der Au, Müllerstraße 38 im Gärtnerplatzviertel, Zieblandstraße 45 in Schwa-
bing und Scharfreiterplatz 50 – 53 in Obergiesing.2
Neuvermietungspreise sind von 1988 auf 1989 um neun Prozent gestiegen, bis Mitte 1990 haben sie schon 19,5 Prozent erreicht. Nettomieten für Einzimmerwohnungen betragen jetzt zwischen 20 und 30 Mark pro Quadratmeter.
Der Haus- und Grundbesitzerverein findet, dass im aktuellen Mietspiegel der Landeshaupststadt München die Zahlen nicht stimmen; er hat Recht.3
„ANFANG des Jahrhunderts herrschte in München ein solches Elend, dass Familien bis zu fünfzig Prozent ihres Einkommens für Miete ausgeben mussten. — Das Bayerische Fernsehen am Ende des Jahrhunderts“4
1 Vgl. Christoph Welsner: „Untergiesing“ in Stadtmagazin München 6 vom 22. März 1990, 26 f.
2 Vgl. Florian Schneider: „Legal, illegal, scheißegal“ in Stadtmagazin München 9 vom 20. April 1990, 31 ff.
3 Siehe „Der halbe Lohn für die Miete“ von Stefan Esser.
4 Heinz Jacobi, Deutschdeutsch. Materialien gegen ein Volk. Das Anschluss-Lesebuch, München 1990, 202.