Flusslandschaft 1948

Armut/Mangelwirtschaft

Am 5. Februar demonstrieren die Bewohner der Siedlung Kaltherberge vor dem Landtag. Sie wollen ihre seit drei Jahren beschlagnahmten Häuser wieder haben. Am 7. Juni sind es vor allem Frauen und Kinder, die vor dem Staatskommissariat für politisch und rassisch Verfolgte in der Holbeinstraße für das gleiche Anliegen demonstrieren.

Der Winter 1947/48 ist besonders hart. In der britischen Besatzungszone drohen Hungeraufstän-
de. Bayern hat angeblich zu wenig Lebensmittel geliefert. Der bayrische Militärgouverneur Van Wagoner ordnet vermehrte Lieferungen in die britische Zone an und senkt für Bayern Fleisch- und Fettzuteilungen. Siehe auch „Gewerkschaften/Arbeitswelt“.

„Skandal im Münchner Milchwerk! Herr Lüdi gegen 50.000 Mark freigelassen. 3½ Zentner Butter aus Garage gestohlen. Was sagt der Staatsanwalt dazu? Schluss mit diesen Zuständen! Darüber spricht in einer öffentlichen Wahlversammlung am Samstag, den 8. Mai 1948, um 19.30 Uhr im Restaurant ‚Gollwitzer’, Hirschgartenalle 38, Josef Lettenbauer, Stadtrat. Freie Aussprache!“1

Am 11. Mai versammeln sich etwa 5.000 Personen auf einer Kundgebung der SPD vor der Feld-
herrnhalle und protestieren gegen die schlechte Ernährungslage.

Am 4. Juli findet eine weitere Hungerdemonstration statt. Sie wird angeführt von mehreren Men-
schen, die Totenschädel und Sandwiches tragen, auf denen nur „Versprechen“ steht.2

Siehe auch „StudentInnen


1 Plakatanschlag der KPD, Foto von H. Schürer in: Friedrich Prinz (Hg.), Trümmerzeit in München. Kultur und Gesellschaft einer deutschen Großstadt im Aufbruch 1945 – 1949, München 1984, 312.

2 Fotos: Stadtarchiv Standort ZB-Ereignisfotografie-Politik-Demonstrationen R 1807