Flusslandschaft 2014
Rechtsextremismus
In der Carl-Hanser-Straße 42 in Obermenzing wohnen Rechtsextreme. Hier finden auch überre-
gionale Gruppentreffen statt. Am 1. März demonstrieren über 1.000 Menschen gegen das Neonazi-
Zentrum.1 Zeitgleich hat die Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA) eine Reihe von sechs Kund-
gebungen verteilt über das gesamte Stadtgebiet unter dem Motto „Gegen Asylmissbrauch und Ausländerkriminalität“ angemeldet. Bei der letzten Kundgebung am MIRA-Einkaufszentrum im Hasenbergl finden sich rund Hundert AntifaschistInnen zum Protest gegen die Neonazis ein. Die Polizei geht hier massiv gegen die Protestierenden vor und verhaftete drei GegendemonstrantIn-
nen.
Im Frühjahr 1995 zeigte die Wanderausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ den Münchnerinnen und Münchnern das ganze Ausmaß der Beteiligung der angeb-
lich sauberen deutschen Wehrmacht am Vernichtungskrieg und der Shoah. Dagegen hagelte es auch Proteste der ewig Gestrigen. Am 25. April 1995 verbrannte sich Reinhold Elstner auf den Stufen der Feldherrnhalle als Fanal gegen die „ungeheuerliche Beleidigung deutscher Soldaten“. Für den 25. April 2014 meldet die lokale rechtsextreme Szene eine Gedenkwache für den Märtyrer an. Christoph: „Der Spuk der ‘Ehrung’ eines alten Faschisten war weniger als professionell. Die Fackeln hielten nicht durch. Die Polizei bemühte sich redlich, ihrem Auftrag gerecht zu werden und die Bayerische Staatsoper hat von ihrem Hausrecht Gebrauch gemacht und eine Band enga-
giert, die Jazz-Standards laut genug spielte, um den Spuk zu stören. Außerdem plakatiert sie für Respekt, Humanität, Vielfalt. Gegenüber: Einfalt. Ganze 12 alte und junge Faschisten hielten also eine ‘Ehrenwache’. Die mitgebrachte Musik war kaum zu hören, dafür umso lauter die ca. 200 Gegendemonstranten, die drei Mal von der Polizei mit Durchsagen ermahnt wurden, das Lärmen doch bitte sein zu lassen, sonst müsse eingeschritten werden. Nach einer Stunde war die Geneh-
migung abgelaufen und es wurde eingepackt: Stahlhelm auf Birkenkreuz, Fahnen in schwarz-weiß-rot, weiß-blau und schwarz. Die drei alten Herren zwängten sich ins Auto und die jungen mussten von einer Hundertschaft USK-Kräften abgeschirmt geleitet werden, um unversehrt zur S-Bahn zu kommen. Eine schöne Schnitzeljagd begann: wer der Gegendemonstranten ist schon vor dem USK durch einen Engpass, der versperrt werden kann, und erzwingt eine neue Absperrung. Einer der jungen Faschisten trug auf seinem T-Shirt: ‘Toleranz muss auch für Deutsche gelten’ – kein Kom-
mentar!“2
Am 23. Juli verbietet das Bayerische Innenministerium das rechtsextreme, 2008/09 gegründete Frei Netz Süd. Überraschend kam das nicht. Mitglieder des Netzwerks rechneten mit dem Verbot und haben sich seit Anfang diesen Jahres der neuen Organisation Der III. Weg angeschlossen.3
Für den 2. August meldet Die Freiheit, die gegen das geplante „Zentrum für Islam in München“ (ZIEM) mobilisiert, einen Infostand auf dem Stachus an.4 Weitere Anmeldungen:
6.8.: 8 – 12 Uhr, Maria-Hilfplatz gegenüber 28, Ort Gehweg, 6 Personen
6.8.: 13 – 18 Uhr, Karl-Köglsbergerstr. 21, 8 Personen
7.8.: 8 – 12 Uhr, Blodigstr. 27, 6 Personen
7.8.: 13 – 18 Uhr, Wendl-Dietrich-Str. gegenüber 2, 8 Personen
8.8.: 8 – 12 Uhr, Baumkirchnerstr. 226, 6 Personen
8.8.: 13 – 17 Uhr, Friedenspromenade gegenüber 75, 8 Personen
9.8.: 8 – 12 Uhr, Radolfszellerstr. 11, 8 Personen
12.8.: 8 – 12 Uhr, Weißenburger Platz 9, 6 Personen
13.8.: 8 – 12 Uhr, Terofalstr. vor Anwesen Blumenauerstr. 12, 6 Personen
13.8.: 14 – 18 Uhr, Mangfallplatz 7, 8 Personen
ab hier mit jeweils 8 – 10 Personen:
26.8.: 9 – 13 Uhr, Rosenheimer Str. 52/Ecke Franziskaner Str.
26.8.: 14 – 18 Uhr, Tegernseer Landstraße 64
27.8.: 8 – 12 Uhr, Jean-Paul-Richter Straße 15 (außerhalb Wochenmarktfläche)
27.8.: 13 – 17 Uhr, Heiglhofstraße 11 (außerhalb Wochenmarktfläche)
28.8.: 8.30 – 12.30, Orleanstraße 50
28.8.: 15.30 – 19.30, Weißenburgerstraße 25
29.8.: 9 – 13 Uhr, Agnes-Bernauerstraße 81 (außerhalb Wochenmarktfläche)
29.8.: 14 – 18 Uhr, Bunzlauer Platz 1
30.8.: 9 – 13 Uhr, Berliner Straße 100
30.8.: 14 – 18 Uhr, Wendl-Dietrichstraße gegenüber Hausnummer 2
31.8.: 13 – 17 Uhr, Wendl-Dietrichstraße gegenüber Hausnummer 2
1.9.: 10 – 14 Uhr, Hanauerstraße 77
1.9.: 15 – 19 Uhr, Heideckstraße 31
2.9.: 8.30 – 12.30 Uhr, Ruppertstraße 19
2.9.: 16 – 20 Uhr, Alramstrasse 14
4.9.: 16 – 20 Uhr, Ungererstr. 175
5.9.: 16 – 20 Uhr, Plinganserstrasse 45
6.9.: 10 – 14 Uhr, Thomas Dehler Straße 10 (PEP)
17.9.: 14 – 18 Uhr, Mangfallplatz 7, am Rand des Marktes
19.9.: 14 – 18 Uhr, Walter-Sedlmayr-Platz 7
20.9.: 9 – 13 Uhr, Daglfingerstr. 5
20.9.: 8 – 12 Uhr, Pflanzeltplatz 1
20.9.: 14 – 18 Uhr, Thomas-Dehler-Straße 10
22.9.: 9 – 13 Uhr, Rosenheimerstraße 46
22.9.: 11.30 – 15.30 Uhr, Tegernseer Landstraße 46
22.9.: 16 – 20 Uhr, Giesinger Bahnhofsplatz 3, Nordseite
BIA-Stadtrat Richter, bayrischer Landesvorsitzender und Pressesprecher der NPD und seit kurzem Mitarbeiter des NPD-Abgeordneten Udo Voigt im Europaparlament, hetzt mit vier Mitstreitern am 14. August, Donnerstag, gegen die Flüchtlinge in der Bayernkaserne in Freimann. Etwa 120 Gegen-
demonstrantInnen protestieren; es kommt auch zum Handgemenge mit der Polizei, die völlig un-
verhältnismäßig hinlangt, einen Fotografen, der ihr Vorgehen dokumentiert, festnimmt und seine Speicherkarte beschlagnahmt. Richter scheint sich angesichts des Getümmels pudelwohl zu fühlen. Er meldet weitere Kundgebungen an, so für den 19. August, 16 – 16.30 Uhr, in der Pacaracelsus-
straße/Ecke Wundtstraße, Gehsteigbereich im Bereich der Einmündung Wundtstraße und für den gleichen Tag, 18 – 18.30 Uhr, am Werner-Egk-Bogen 215. Mit je zwei bis vier Mitstreitern will Richter an folgenen Tagen auftreten:
25.8.: 16 – 16.30 Uhr, Kollwitzstraße/Ecke Wundtstraße, Gehsteigbereich im Bereich der Einmün-
dung Wundtstraße
25.8.: 18 – 18.30 Uhr, Kreuzung Werner-Egk-Bogen/Keilberthstraße
27.8.: 16 – 16.30 Uhr, Paracelsusstraße/Ecke Kollwitzstraße6
27.8.: 18 – 18.30 Uhr, Carl-Orff-Bogen/Ecke Werner-Egk-Bogen
Unter dem Motto „Jetzt reicht’s – stoppt den Zuwanderungsirrsinn!“ meldet die BIA weitere Kund-
gebungen an:
16.10.: 16.00 – 16.30 Uhr, Paracelsusstraße/Ecke Wundtstraße
16.10.: 16.35 – 17.05 Uhr, Werner-Egk-Bogen/Ecke Karl-Richter-Sraße
24.10.: 18.30 – 19.15 Uhr, Werner-Egk-Bogen/Ecke Keilberthstraße
31.10.: 18.00 – 18.45 Uhr, Werner-Egk-Bogen/Ecke Keilberthstraße
7.11.: 18.00 – 18.30 Uhr, Werner-Egk-Bogen/Ecke Keilberthstraße
Am 26. September zeigt der ver.di Arbeitskreis Aktiv gegen Rechts im Kino Atelier in der Sonnen-
straße 12 um 19 Uhr den Film „Der Blinde Fleck“, der über die skandalösen Ermittlungen zum Bombenanschlag auf der Theresienwiese vom 26. September 1980 erzählt. Ulrich Chaussy, dessen Geschichte rund um den Kampf zur Fortführung der Ermittlungen als Vorlage für den Film diente, ist anwesend. Im Anschluss demonstrieren etwa 200 Menschen zum Denkmal für die Opfer des Oktoberfestattentats und fordern die Wiederaufnahme der Ermittlungen.7
8
An der Fassade des Pavillons im Alten Botanischen Garten im Oktober
10
Gollierstraße im Westend im November
Über weitere rechtsextreme Aktivitäten berichtet a.i.d.a., die antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München unter https://www.aida-archiv.de/index.php/chronologie/chronik/.
Siehe auch „Flüchtlinge“.
(zuletzt geändert am 28.11.2020)
1 Siehe Fotos und Bericht von der Demonstration „kein neonazizentrum in obermenzing“ am 1. März von Franz Gans.
2 Siehe Fotos von der Elstner-Gedenkfeier und den Protesten „gegen die nazimahnwache“ am 25. April von Christoph Klinke und Franz Gans.
3 Siehe www.bayern.vvn-bda.de/2014/07/31/zum-verbot-des-freien-netz-sud/
4 Siehe www.preiselbauer.de/2014/08/02/muenchen-2-tage-3-kundgebungen/
5 Siehe Text und Fotos von der audländerfeindlichen Kundgebung und den Protesten „gegen rechts“ am 19. August von Franz Gans. Über bevorstehende BIA-Auftritte gegen Flüchtlinge sowie ggf. dagegen geplante Proteste informiert zeitnah das Antifaschistisches Informations- und Dokumentationsarchiv (a.i.d.a.) auf seiner Webseite: www.aida-archiv.de
6 Siehe Text und Bilder der Proteste „gegen die bürgerinitiative ausländerstopp“ am 27. August von Franz Gans.
7 Siehe die Bilder von der Demonstration und Kundgebung für die Wiederaufnahme der Ermittlungen der Hintergründe des „oktoberfestattentats“ am 26. September von Richy Meyer sowie „Mahnmal angepisst“ von Wolfgang Blaschka.
8 Foto: Richy Meyer
9 Aufkleber-Sammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung
10 Foto: Franz Gans