Flusslandschaft 2014
Wohnen
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In der Unterführung in der Tumblingerstraße
In der Herzogstraße 49 soll ein heruntergekommener Altbau mit rund 24 Wohnungen abgerissen werden. Viele Wohnungen stehen seit zehn Jahren leer. Der Eigentümer meint, eine Sanierung sei nicht mehr finanzierbar. Die Nachbarn: „Das Haus ist über 100 Jahre alt und ein Bestandteil des Denkmalensembles Schwabing. Wir verstehen nicht, wieso die Stadt und der Bezirksausschuss das einfach durchwinken. Bis vor wenigen Jahren lebten hier nicht sehr wohlhabende Menschen zu einer vergleichsweise günstigen Miete. Das wird im Neubau wohl kaum der Fall sein.“ Für Sams-
tag, 8. März, rufen die Anwohner gemeinsam mit dem Bündnis bezahlbares Wohnen und den Alt-
stadtfreunden Münchens um 14 Uhr zu einer Kundgebung vor dem Anwesen in der Herzogstraße 49 auf.
Bis Ende 2015 will die Immobilienfirma GBW auf Druck ihrer Investoren 4.488 Wohnungen ver-
kaufen, vornehmlich dort, wo sich „aufgrund der günstigen Rahmenbedingungen Gewinne … er-
zielen lassen“, wie es in einem internen Bericht heißt. In der Nacht zum Freitag, 23. Mai, wird die Zentrale der umstrittenen Firma in der Dom-Pedro-Straße 19 in Neuhausen mit mehreren Litern roter Farbe versehen.
Am 24. Mai demonstrieren etwa 150 Untergiesinger unter dem Motto „Keine Profite mit unserer Miete. GBW es reicht!“ vom Stiglmaierplatz zur GBW-Zentrale.2
Das 1904 gebaute Backsteinhaus in der Thalkirchner Straße 112 im Dreimühlenviertel steht ab dem ersten Stockwerk leer. Ebenfalls leer stehen die Thalkirchner Straße 104 und die Tumblingerstraße 27 und 29. Und das Haus in der Thalkirchner Straße 110 soll abgerissen werden. Die Bürgerinitia-
tive „Dreimühlenviertel redet mit!“ protestiert.3
Die Initiative Münchner Freiheit veranstaltet am Samstag, 19. Juli, ab 16 Uhr auf dem Wedekind-
platz eine Demonstration gegen die Luxussanierung von München und für den „Erhalt Münchens als Weltstadt mit Herz“.
Sonntag, 20. Juli: „Seit Freitagnachmittag haben wir, die Wohnprojektgruppe ‚El Caracol‘, einen runden Tisch im verlassenen Kegelhof in der Münchner Au installiert. Mit Kaffee & Kuchen, auf Biergarnituren und in lockerer Atmosphäre wurde öffentlich über städtischen Leerstand und mög-
liche alternative Nutzungskonzepte diskutiert. Eingeladen waren sowohl Anwohnerinnen und Anwohner als auch politische Entscheidungsträgerinnen und -träger der Stadt. Letztere nahmen das Gesprächsangebot nicht an, von der Nachbarschaft wurde die Aktion dagegen positiv aufge-nommen und begrüßt …“4
Seit Jahren ist Ali Mitgutsch in der Aktion Maxvorstadt aktiv. Auch in seinem eigenen Haus in
der Türkenstraße, wo er zur Miete wohnt, geht die Angst um. Hausbesitzer wollen die Wohnungen „sanieren“ und dann lukrativ als Eigentumswohnungen verkaufen. Dafür müssen Mieter raus. Mitgutsch: „… Die Wohnungen, die gekauft und hergerichtet werden, stehen hinterher zu zwei Dritteln des Jahres leer. Das sind Zweit-, Dritt- oder Viertwohnungen reicher Leute, die sagen wollen: ‘Zu den Opernfestspielen habe ich meine Wohnung in Schwabing.’ Aber ein Viertel lebt von den Menschen, die dort wohnen und Wurzeln haben und einen Alltag. Die machen die Atmosphäre aus. Hier im Hof gab es früher lauter Handwerksbetriebe: einen Tapezierer, einen Schreiner, einen Stempelhersteller, einen Spengler. Alle sind rausgedrängt worden. Jetzt sind diese windschlüpfri-
gen Studenten in großer Menge da, Kinder wohlhabender Eltern.“ „Wird das so weitergehen? Es gibt doch ein Vorkaufsrecht der Stadt?“ „Das klingt sehr gut. (lacht) Zugleich lässt die Stadt ganze Häuser leer stehen. Für mich ist das eine Scheinargumentation.“ „Was wünschen Sie sich?“ „Eine Veränderungssperre. Eine wirkliche Erhaltungssatzung. Die stadt dürfte nichts tun, was die Speku-
lanten stützt. Luxuswohnraum gint es in München genug. Ich habe hier ein Leben lang gewohnt und muss befürchten, rausgeschmissen zu werden. Seit 35 Jahren lebe und arbeite ich in diesem Haus …“5
Seit mehr als fünf Jahren steht das grüne Haus in der Pestalozzistraße 2 – 4 schräg gegenüber dem Marionettentheater an der alten Feuerwache leer. Das Haus gehört der Stadt, die es abreissen lassen will, um dort einen Neubau zu errichten. Goldgrund und das Aktionsbündnis „Bellevue di Monaco – pack ma’s“ demonstrieren unter dem Motto „Wohnraum und Freiräume statt Abriss“ u.a. mit Frank Markus Barwasser alias Erwin Pelzig, Luise Kinseher, Axel Hacke, Friedrich Ani, Christian Springer, Michael Altinger, Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer alias Herbert und Schnipsi, Marcus H. Rosenmüller, Dr. Döblingers Geschmackvolles Kasperltheater, Suzie Trio und Express Brass Band hier am Dienstag, 21. Oktober.6
Deutschlandweit sind 335.000 Menschen ohne Wohnung. Dies ist im Vergleich zum Jahr 2012 ein Anstieg um knapp 18 Prozent. Bis 2016 prognostiziert die BAG Wohnungslosenhilfe (BAGW) eine Zunahme der Wohnungslosigkeit auf über 400.000 Menschen. Die BAGW schätzte 2013 die Zahl der wohnungslosen Menschen auf 284.000. Die Zahl der Menschen, die ohne jede Unterkunft auf der Straße leben, lag 2012 bei ca. 24.000. Besonders erschreckend: Die Zahl der Kinder und min-
derjährigen Jugendlichen liegt laut BAGW bei 32.000, der Frauenanteil bei 63.000.
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Auf der Schwanthaler Höh’
(Zuletzt geändert am 25.2.2019)
1 Foto © Volker Derlath
2 Siehe www.aktionsgruppe-untergiesing.de und die Fotos der Demonstration „gegen gentrifizierung“ am 24. Mai von Franz Gans.
3 Siehe www.3muehlen4tel.de/
4 www.elcaracol.info.de. – Über den gesamten August wird unsere liebe Kulturjurte gemeinsam mit Glint „Share your Passion“ und „WIRfel“ in der alten Papeterie, dem sogenannten Kegelhof ihr Rund frei für kulturelle Angebote und Visi-
onen der kreativen Gesellschaftsgestaltung zur Verfügung stellen. Genauer nach zu lesen im unteren Artikel. Bevor es allerdings ab dem 11.August offiziell los geht, wollen wir Euch – ganz nach Kulturjurten-Tradition – einladen, den von uns geschaffenen Freiraum mit Euren Themen und Inhalten zu füllen. Die 1. Ideenversammlung wird am kommenden Mitt-
woch, 6. August um 19 Uhr, im neuen Standort statt finden. Lernt den Ort und sein Potential kennen, träumt mit uns und anderen ideenreichen Stadtgestaltern und bringt vielleicht ein wenig zu Essen mit. Gerne könnt ihr uns Eure Programmvor-
schläge auch telefonisch (015121751534) oder per Mail (teepanny@googlemail.com) zukommen lassen. Wir freuen uns auf Eure Ideen und Euer Mitgestalten! Mehr zur Ideenversammlung: www.facebook.com/events/303048689863728/ Es gibt auch wieder eine Gesamtveranstaltung zum „Kulturfreiraum Kegelhof“ auf Facebook. Dort bleibt ihr laufend auf dem aktu-
ellen Stand: www.facebook.com/events/1508704346008868/
5 Ali Mitgutsch im Gespräch mit Monika Götsch in: Biss. Bürger in sozialen Schwierigkeiten vom September 2014, 8.
6 Siehe www.goldgrund.org/, www.facebook.com/events/1544340622446262/ und Harald Welzer: „Von Bürgermeistern und Gorillas“ unter https://futurzwei.org/article/goldgrund-immobilien.
7 Foto © Volker Derlath