Materialien 2015
10. abendspaziergang
Die Stimmung war gereizt. Ich wurde schon nach zwei Minuten von einer Frau angesprochen, ob ich zu den Linken, den Faschos gehöre. Als ich sie fragte, ob sie wisse, dass das zwei verschiedene politische Richtungen wären, brach sie das „Gespräch“ ab. Stattdessen „verpetzte“ sie mich bei der Bagida-Organisatorin Birgit Weißmann. Die gab sich weltfraulich und erklärte ihr, dass das nicht schlimm wäre, wenn Linke in der Demo wären, die wären auch Menschen.
Birgit Weißmann huldigte dem gestrigen Wahlergebnis in Frankreich. Der Front National hatte sich bei den Départementswahlen fast 25 Prozent der Stimmen geholt. Prominente Besuche für die nächsten Pegida- und Bagida-Aufmärsche wurden angekündigt. Der niederländischer Politiker und Vorsitzende der rechtspopulistischen Partij voor de Vrijheid Geert Wilders soll demnächst in Dres-
den sprechen. Für den 20. April(!) wurde Michael Mannheimer versprochen. Seine Eigendarstel-
lung: „Mannheimer kämpft gegen die Abschaffung Deutschlands durch Linke und den mit diesen verbündeten Islam“.
Oft gehörter Satz: „Mit Linken kann man nicht reden.“ Die Medien würden nur erfundene Informationen über ihre Bewegung berichten. Damit so etwas nicht mehr unkommentiert geschehen kann, gibt es nun eine „Bagida-Presse“
„Hurra, hurra, Bagida ist jetzt da.“ So lustich und kampfbereit marschierten die Bagidas los.
Hassfigur des Tages war Robert Andreasch. Die Bagidas forderten von der Polizei, ihm einen Platzverweis zu erteilen. Unter Polizeischutz fotografierte Andreasch weiter. Die Bagidas be-
schimpften ihn. Er wäre der Teufel, eine Stasiratte, er bräuchte eine Therapie, er würde jeden Pickel fotografieren.
Die sogenannten „Linken“ sind auch ziemlich lustig. Es fiel das Wort „Lügennazis“.
Polizist_innen hindern die „Merkel-Gegenseite“ (O-Ton Bagida), die Bagida-Demo zu stören.
Eine Teilnehmerin von der NOgida-Seite läuft mit Dauer-Stinkefinger und sehr aggressiver Trillerpfeife neben der Demo her.
Text und Fotos: Frieda von Bülow