Flusslandschaft 2015

Frauen

Trotz aller wohlfeilen Lippenbekenntnisse und trotz aller Grundgesetzgebote: Der Alltag der Frauen ist immer noch von prekären Arbeitsbedingungen, unterbezahlten Teilzeitjobs und ge-
ringen Aufstiegschancen geprägt. Außerdem sind sie vermehrt mit unbezahlter Reproduktions-
arbeit, Sexismus und veralteten Denkmustern konfrontiert. So gilt auch dieses Jahr: Am Samstag, 7. März, beginnt anläßlich des Internationalen Frauentags eine Kundgebung um 14 Uhr auf dem Marienplatz. Die Demonstration führt ab 15.15 Uhr über das Isartor und das Sendlinger Tor wieder zurück vors Rathaus.

20. März: „Zeigt her tote Taschen: Equal Pay Day. Was verdienen Frauen und Männer? Wir for-
dern Transparenz!“ Mit einer Trommel-Performance auf dem Marienplatz startet der Aktionstag um 14.45 Uhr mit zahlreichen Vorträgen und Infoständen und den Performances der Samba-Reggae-Gruppe Stockwerk Orange. Das Münchner Aktionsbündnis EPD 2015 besteht aus 49 Bündnispartnerinnen aus dem Bereich der Frauen-Netzwerke, der Frauenverbände, der Parteien, der Gleichstellungsstelle der LH München, der Bundesagentur für Arbeit und verschiedenen Referaten der LH München.1


Am 9. Mai beginnt um 14.30 Uhr vor dem Sendlinger Tor der Gebetszug „1000 Kreuze für das Leben”: „Unser christlicher Auftrag ist die Nächstenliebe. Daher versammeln wir uns und richten unser Gebet an Gott für das Lebensrecht der Ungeborenen aber auch um Einsicht und Umkehr all jener, die glauben, das Töten des sich entwickelnden menschlichen Lebens liege in ihrer Entschei-
dungsbefugnis.“ Aktivistinnen und Aktivisten von „my body my choice“ protestieren dagegen: „Das reaktionäre Weltbild der Abtreibungsgegner_innen zeigt sich nicht ausschließlich in ihrem sexisti-
schen Bild von Frauen, bei dem solche lediglich als Brutkästen und Kinderbeauftragte fungieren und so über ihre potenzielle Fähigkeit Kinder zu gebären definiert werden, sondern auch in ihrer heteronormativen Vorstellung von Beziehung und Familie. In ihren Augen wird lediglich die klein-
bürgerliche, heterosexuelle Familienkonstellation als richtig anerkannt, worin sich Homosexuel-
lenfeindlichkeit und die Abwertung sämtlicher nicht-„traditioneller“ Begehrens- und Lebensfor-
men äußert, ganz zu schweigen davon, dass es für sie nur cis-Männer und cis-Frauen gibt – nichts zwischen und außerhalb einer binären Geschlechterordnung.“ Henriette B. nimmt am Kreuzzug teil.2

Seit ihrer Gründung mitten im ersten Weltkrieg, 1915 in Den Haag, richtet sich die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) gegen alle Formen von Krieg und Gewalt. Sie hat be-
reits 1915 „Grundsätze für einen dauerhaften Frieden“ erstellt, die heute noch von hoher Aktualität sind. Die IFFF hat lautstark für die Gründung einer internationalen Schiedsgerichtsinstitution und eines neutralen Völkerbundes plädiert. Beides wurde sehr viel später mit dem Internationalen Ge-
richtshof und den Vereinten Nationen verwirklicht. Genau 100 Jahre nach der ersten Internatio-
nalen Frauen-Friedenskonferenz 1915 trafen sich vom 27. – 29. April wieder etwa 1.000 Frauen aus achtzig Ländern und aus allen Kontinenten in Den Haag im World Forum und forderten Alter-
nativen zum Krieg. In München veranstaltet die IFFF zum 100. Bestehen folgende Aktionen:
♀ 12. Juni, 17 Uhr: Vernissage der Ausstellungen MENSCHENHANDEL und „Unaufhörlich für den Frieden“, Gasteig, Rosenheimer Str. 5, Foyer vor dem Vortragssaal der Bibilothek mit Barbara Lochbihler, MEdP;
♀ 19. Juni, 18 Uhr: Festakt im Alten Rathaussaal München, Marienplatz 15, Einlass ab 17.30 Uhr, Festvortrag: Dr. Sabine Schiffer: „Präsenz von Frauen in Medien – eine optimistische Fehlein-
schätzung“ und Barbara Lochbihler über die Internationale Frauenliga und das Engagement für Gleichberechtigung, Entwicklung und Frieden;
♀ 20. Juni, 10 Uhr: Symposium im Gasteig München, Bibliothekssaal, Rosenheimer Str. 5
Symposium mit verschiedenen Workshops;
♀ 21. Juni, 10.30 Uhr: Stadtrundgang – Frauenrechtlerinnen und Friedensaktivistinnen in München;
Link zur Anmeldung: www.wilpf.de/100-jahre-wilpf/anmeldung.html

Am 4. Juli beginnt um 13 Uhr der Slut Walk vor dem Sendlinger Tor.3

Die Kundgebung mit Kunstaktion gegen Frauenmorde insbesondere in der Prostitution „In memory of her – zu ihrem Gedenken“ des Arbeitskreises „StopSexkauf“ findet am Samstag, den 15. November von 11 – 12 Uhr am Odeonsplatz statt.4

Unter dem Motto „Gewalt gegen Frauen hat einen Namen und ein Gesicht“ findet am Mittwoch, 25. November, eine Picket-Linie durch die Diener- und Residenzstraße zum Odeonsplatz statt. Veranstalterin ist das „Aktionsbündnis 8. März“.

„Von den im Jahr 2015 unter Mord und Totschlag, Körperverletzungen, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Bedrohung und Stalking insgesamt erfassten 127.457 Opfern von vollendeten und ver-
suchten Delikten der Partnerschaftsgewalt waren 104.290 (81,8%) Personen weiblichen und 23.167 (18,2%) Personen männlichen Geschlechts.“5


1 Siehe www.muenchen.de/equal-pay-day.

2 Siehe www.feministsubversion.blogsport.eu/2015/04/28/fuer-die-freiheit-fuer-das-leben-selbstbestimmung-muss-es-geben/ sowie Text und Bilder vom „1.000-kreuze-marsch“ am 9. Mai von Henriette Blümke.

3 Siehe die „Eröffnungsrede“ und „YES means YES and NO means NO“ von Henriette Blümke.

4 www.aktiv-gegen-maennergewalt.de/data/maw-2015a.pdf

5 https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/JahresberichteUndLagebilder/Partnerschaftsgewalt/Partnerschaftsgewalt_2015.html;jsessionid=47B3E307DEB2069E2E1CDB32FCE93AD8.live2291?nn=63476.

Überraschung

Jahr: 2015
Bereich: Frauen