Flusslandschaft 1972

KPD

In München konkurrieren mehrere marxistisch-leninistisch-maoistische Organisationen mitein-
ander.1 Jede beharrt auf ihrer reinen Lehre und bekämpft erbittert die Konkurrenz. Hugo Lanz, ursprünglich Mitglied in den Arbeiter-Basisgruppen (ABG) war 1970 verantwortlich für die Bro-
schürenreihe der KPD/ML-RoMo, hielt sich aber offensichtlich nicht an die rigiden Parteirichtli-
nien. Am 16. Februar 1971 erfolgte sein Ausschluss aus der Partei. In der Folge kam es zu körper-
lichen Auseinandersetzungen mit sieben jungen Parteimitgliedern, die Partei-Material und von ihm angeblich unterschlagenes Geld zurückhaben wollten.2 Lanz zeigte die sieben an. Es folgt der sogenannte „Kommunistenprozess“. Die ABG wiederum distanzieren sich von den beiden KPD/Mlen, indem sie diese als Sektierer3 bezeichnen. Am 15. April 1972 demonstrieren fünfhundert bis sechshundert Mitglieder der KPD/Ml-RoMo und -RoFa gegen den Prozess vom 17. bis 19. April. Die Angeklagten werden freigesprochen.


1 Unter anderen KPD-ML „Rote Fahne“ und KPD/ML „Roter Morgen“, hier abgekürzt „RoMo“ und „RoFa“.

2 Vgl. Süddeutsche Zeitung vom 19. Februar 1971.

3 Die Existenz einer „Sekte“ setzt immer auch die Existenz einer Kirche voraus.

Überraschung

Jahr: 1972
Bereich: KPD

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