Flusslandschaft 1972

Kunstakademie

Theo Liebner beschreibt die Ereignisse seit 1968 und die nicht ungeschickten Strategien des Kul-
tusministeriums, mit Hilfe einer Reform von oben die Zustände wieder in den Griff zu bekommen.1 Mit einem kleinen Trick gelingt es dem Ministerium, einen ihm genehmen Maler zum zweiten Or-
dinarius für Kunsterziehung zu bestellen.2

„… Ansonsten studierte ich im Wirtshaus. Vorzugsweise im ‘Atzinger’, wo die ROTZEG (Rote Zelle Germanistik) mit den Forstwirtschaftlern um die Wette soff. Einmal, im Winter 72, flog die Tür auf und der AStA der Kunstakademie verkündete das Ende der Revolution. Die hatte sich einfach auf-
gelöst wie der im Noagerl schwimmende Hugo-Stummel. Man sollte meinen, alle wären deprimiert gewesen wie die Bierdeckel unterm Tischbein, aber nein: die come-together-Aschenbecher füllten sich mit nachrevolutionärer Asche, gesoffen wurde jetzt noch mehr und erst recht. Allerdings stürzte der Fernseher vom Eckbrettl, weil sich drunter einer den Trotzkimantel angezogen und die Faust dabei zu weit nach oben gereckt hatte. Der Schankkellner blieb gelassen und rollte die Weiß-
bierflasche, um den letzten Tropfen zu holen …“3

(zuletzt geändert am 30.6.2020)


1 Vgl. Theo Liebner: „Akademie für Bildende Künste München“ in tendenzen. Zeitschrift für engagierte Kunst 87 vom Februar/März 1973, 14 ff.

2 Siehe „Der Dritte Mann“ von Ludwig Zerull.

3 Manfred Ach, Hey Joe, Augsburg 2008, 18.

Überraschung

Jahr: 1972
Bereich: Kunstakademie