Materialien 2018
Klimawandel
Ein langer, warmer, trock’ner Sommer geht zur Neige;
es stirbt ein letzter lichter, lauer Sonnentag.
Dann kommt die Wolkenfront, der Mond verzieht sich feige.
Es wurde dunkel und sehr kalt mit einem Schlag.
Wir hatten tagelang den Isarstrand zum Sonnen,
doch wenn der Abend kam, war’n viele gar nicht faul:
Sie hatten eifrig sich getroffen und begonnen,
dem üblen Klima was zu geben auf das Maul.
Das war der Sommer zwanzig-achtzehn, dieser heiße,
da haben Tausende in Bayern demonstriert,
dass sie die Hitze fänden gut, – die Hetze scheiße,
auf dass die Macht der CSU bald erodiert.
Zwar hat’s geregnet, als wir zahlreich demonstrierten
und konstatierten lautstark „Jetzt ist ausgehetzt“,
doch als den Königsplatz wir schließlich okkupierten,
war’s wieder schön – und bis zum letzten Platz besetzt.
Und in der Tat: Das Klima hat sich leicht gewandelt,
längst nicht genug; da gibt’s noch einiges zu tun.
Wenn die Zivilgesellschaft solidarisch handelt,
haut’s auch den frechsten Volkstribun aus seinen Schuh’n.
Jetzt kommt der Herbst; er hat gewartet, bis es regnet.
Noch einmal treibt es die Natur kurz wieder bunt.
Danach wird’s kahl und kühl, bis Nachtfrost dir begegnet.
So bleibt der Eisgeschmack vom Sommer dir im Mund.
Nun sei nicht böse über dieses Sommer-Ende!
Wir war’n doch heuer ungeheuer warm verwöhnt.
Bald kommt ein neuer Frühling nach der Winterwende,
der’s Demonstrieren auch im nächsten Jahr verschönt.
Wolfgang Blaschka im Oktober 2018