Flusslandschaft 2019

CSU


Bei brütender Hitze treffen sich am 26. Juni um 13 Uhr Klimaschützerinnen und ökologische Aktivisten vor der CSU-Zentrale in der Mies-van-der-Rohe-Straße.


Innerhalb einer Absperrung sind mit Kreide Umrisse liegender Menschen gezeichnet. Eine „Kriminalkommissarin“ und ihr Assistent untersuchen den „Mordfall“.


Währenddessen skandieren Protestierende rhytmische Parolen wie „CSU, was machst du?“. Erst zu Hause entdeckt der Fotograf, dass die Demonstration von einem Menschen beobachtet wird, der hinter der Hecke steht, die den Fußweg begrenzt. Er ist unter der türkisgrünen Fahne zu sehen.



Inzwischen hat ein weißer Van mit schwarz getönten Scheiben hinter der Hecke unauffällig geparkt. Weit und breit ist sonst niemand zu sehen, keine Passanten, kein Autoverkehr.


Ein Mann kommt aus der CSU-Zentrale und wendet sich an mich, da ich ihm der älteste der Grup-
pe zu sein scheine. Er fragt, „gehören Sie hier dazu?“ „Na freilich“, gebe ich ihm zur Antwort. „Ja wissen Sie“, meint er, „das hier hat keinen Zweck. Da ist ja niemand da in der Zentrale.“ Ich ant-
worte, „Aber Sie sind doch da.“ Darauf er, „Nein, nein, da ist niemand da. Wenn Ihr Protest einen Sinn machen soll, dann an jedem ersten Montag im Monat. Da sind hier die CSU-Oberbosse ver-
sammelt.“ Ich bedanke mich für die Info. Darauf er, „aber von mir wissen Sie das nicht!“ Ich ant-
worte, „Ich kenne Sie nicht. Muss ich Sie denn kennen?“ Er verlässt schnell den Schauplatz. Ir-
gendwie kenne ich ihn schon, aber woher!?


Inzwischen schildert die „Kriminalkommissarin“ der Versammlung das Ergebnis ihrer Untersu-
chung: Es handelt sich um ein Umweltverbrechen. Sie zieht in ihren Schlussfolgerungen eine Linie bis zur Politik der CSU. Ein weiterer Sprechchor klagt die Partei an.



Zum Abschluss versammeln sich alle Aktivisten für ein Gruppenfoto. Die Aktion hat trotz des ernsten Anlasses Spaß gemacht.




1

„Energie verschwenden und dafür vier Bäumchen im Park pflanzen? Super-PRIdee, aber Augen-
wischerei auf höchstem Niveau. Mich ärgert zwar nicht, dass unser ‚Top‘-Ministerpräsident den Spaten falsch in der Hand hatte, aber die Wähler für dumm verkaufen, das kommt nicht gut an (‚Das war die Woche‘ vom 2. November mit dem Hinweis: ‚Ministerpräsident Markus Söder und Forstministerin Michaela Kaniber (alle CSU) pflanzten im Forstenrieder Park in München Bäu-
me‘).“2

Am 23. Dezember bekommt die CSU vom Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie e.V. eine Spende von 390.000 Euro.3

Manfred Ach: „Unsägliche Politiker sind leider schwer abzusägen.“4

(zuletzt geändert am 23.1.2020)


1 Text und Fotos: Günther Gerstenberg

2 Süddeutsche Zeitung 262 vom 13. November 2019, R4.

3 Siehe https://www.bundestag.de/parlament/praesidium/parteienfinanzierung/fundstellen50000/2019.

4 Zorn 2/2019, 3, Hambach

Überraschung

Jahr: 2019
Bereich: CSU