Materialien 1983

Statistik über die Frühsterblichkeit der Preußen im Freistaat Bayern

Herausgegeben im Auftrag des Ministeriums für sozialen Heimstättenbau und preußische Ein-
gliederung, Arbeitskreis „Neue Heimat“, Zuzugs- und Interessengemeinschaft für zuagroaste Gastarbeiter aus Preußen

Bevölkerungszahl der Preußen in Bayern (einschl. Berliner) 3.820.000

davon sterben frühzeitig 1.322.000
an chronischen Entzündungen der Luft- und Atemwege durch zu weites Öffnen ihres Mundwerks
bleiben am Leben 2.498.000

davon sterben frühzeitig 578.000
an Einschrumpfung und schließlich gänzlichem Verschwinden des männlichen Gliedes durch Wetzen an der zu oft getragenen Lederhose
bleiben am Leben 1.920.000

davon sterben mit der Zeit 135.000
an Gehirnversteppung durch die ständigen Föhneinwirkungen im Voralpenland
bleiben am Leben 1.785.000

davon sterben frühzeitig 128.000
den Erstickungstod durch zu üppiges Inhalieren von Schnupftabak (sprich: Schmalzler oder Schmei) sowie Nasenverrenkung durch ständiges Besserwissen
bleiben am Leben 1.657.000

davon sterben qualvoll 337.000
an Kehlkopfasthma durch zu häufiges Absingen bayerischer Trinklieder wie z.B. „Oans – zwoa – drei gsuffa“ oder „In München steht ein Hofbräuhaus“
bleiben am Leben 1.320.000

davon sterben allmählich 82.000
an wuchernden Hautkrankheiten wie Lippenbrand und Fußschorf (sprich: Rufaschmarrn und Baamhackl)
bleiben am Leben 1.238.000

davon sterben frühzeitig 218.000
an Früh- und Fehlgeburten durch voreilige Kreuzungsversuche mit der einheimischen Bevölkerung
bleiben am Leben 1.020.000

davon sterben 163.000
an Darmverschlingung durch zu reichlichen Genuß bayerischer Nationalgerichte wie Radi, Leber-
käs, Salvator und Zipflnudl
bleiben am Leben 875.000

davon sterben noch 98.000
an komplizierten Schädel- und Knochenbrüchen durch ungeübtes Benutzen von Leitern beim Kammerfensterln
bleiben am Leben 795.000

davon sterben schmerzhaft 162.000
an Hühneraugen und Zehenpilz durch zu enges Schnüren beim Tragen von zwiegenähten Haferl- und Bergschuhen
bleiben am Leben 597.000

davon sterben 277.000
den Freitod durch Erhängen infolge zu großer Spielverluste nach unvorsichtigem Schafkopfen mit Ureinwohnern
bleiben am Leben 320.000

davon sterben unerwartet 127.000
an schweren Kopfverletzungen infolge unglücklicher Handhabung von gefüllten Maßkrügen bei Meinungsverschiedenheiten mit trinkfesten einheimischen Stammtischbrüdern
bleiben am Leben 193.000

davon sterben frühzeitig 83.000
an Stimmbandriß und Kropfbildung durch unsachgemäße Versuche beim Jodeln
bleiben am Leben 110.000

davon sterben einen plötzlichen Tod 67.500
bei Abstürzen in Hochgebirgsmassiven bei der suche nach Edelweiß, jungen Sennerinnen und frischgelegten Gemseneiern
bleiben am Leben 42.500

davon erleiden einen tödlichen Jagdunfall 42.495
bei der Suche und der Jagd nach Wolpertingern in den einheimischen Flüssen und Bächen
bleiben am Leben 5

Für dieses kleine Rudel müsste ein ausreichender Pferch als Reservat im Naturschutzpark Bayeri-
scher Wald bereitgestellt werden. Ferner müssten diese wenigen verwilderten Exemplare einer ständigen ärztlichen Betreuung unterstellt sowie ausreichend und gut gefüttert werden, um sie auf sehr lange Zeit den nordischen Zuwanderern als abschreckendes Beispiel vorzustellen, damit sich diese schließlich veranlasst sehen, vor Bezug ihrer – vom Freistaat Bayern großzügig finanzierten Sozialwohnung – vielleicht doch noch umgehend in ihre vorheimatlichen Gefilde zurückzukehren.

Pfüa God sagt Ihr
Bimslechner Schorschi


Flugblatt, aufgefunden in der BMW-Kantine im April 1983, Privatsammlung

Überraschung

Jahr: 1983
Bereich: Ressentiments