Flusslandschaft 1973

StudentInnen

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In den Staatswirtschaftlichen Fakultätssitzungen dürfen nur noch zwei gewählte Studierendenver-
treter anwesend sein, zwei weitere werden „eingeladen“. Das lassen sich die Studierenden nicht bieten. Es kommt zu einer Schlägerei.2

20.000 StudentInnen demonstrierten am 25. Januar gegen den Hochschulgesetzentwurf.3

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Am 26. Januar beginnt die „Aktionswoche ‚Brecht das Ordnungsrecht’“ an der Ludwig-Maximi-
lians-Universität
am Geschwister-Scholl-Platz 1.

Das „Hochschulurteil“ des Bundesverfassungsgerichts vom 29. Mai wird in den folgenden Jahren zur Richtschnur für die Ländergesetzgebung in Universitätsangelegenheiten: Mitbestimmung über die Wissenschaft in der Universität als einer öffentlichen Einrichtung stehe nur Personen zu, die die Qualifikation selbständiger Forscher und Hochschullehrer besitzen.5 Reformgegner jubeln; sie sind sich sicher, auch in Zukunft ihre professoralen Privilegien behalten zu können.

4. Juni: StudentInnen der Fachhochschule demonstrieren gegen den bayrischen Hochschulgesetz-
entwurf.6 — Am 18. Juni halten sie in der Fußgängerzone demonstrativ Vorlesungen.7 — 28. Juni: 18.000 StudentInnen aus ganz Bayern demonstrierten gegen das geplante Hochschulgesetz.8

An der Münchner Uni findet sich seit drei/vier Jahren kaum ein geisteswissenschaftliches Institut, an dem nicht studentische Arbeitsgruppen der traditionellen Forschung und Lehre mit alternati-
ven Arbeitsschwerpunkten begegnen. So rekonstruiert und übersetzt am Japanologischen Seminar eine Arbeitsgruppe die linke Literatur in Japan von 1912 bis 1923. Im September veröffentlichen Jürgen Barthelmes, Annette von Heinz, Ilse-Maria Lenz, Wolfgang Schamoni, Albert Wetzler und Urs Widmer in einem Privatdruck ihre akribisch verfertigten Forschungsergebnisse.9

Am 28. November verabschiedet der bayrische Landtag das Hochschulgesetz. Am gleichen Tag protestieren Studentinnen und Studenten mit einer Kundgebung.10

Am 12. Dezember prangert Kultusminister Hans Maier die bayrischen Studentenvertretungen an; Millionenbeiträge würden sie verschleudern. In einer Pressekonferenz meint er zu einem Journali-
sten: „Ist das kein Missbrauch, wenn die nach Kuba fahren?“ Auf die Gegenfrage, wer nach Kuba gefahren sei, meint der Minister: „Das war doch nur ein von mir erfundenes Beispiel.“11

(zuletzt geändert am 29.12.2020)


1 Plakatsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

2 Siehe „Aktion fliegende Untertassen“.

3 Vgl. Süddeutsche Zeitung 21/1973. Am 15. Februar kam es zu einer Strafanzeige gegen Oberbürgermeister Kronawitter wegen der Demonstration vom 25. Januar. Siehe tz 38/1973.

4 Siebdruck. APO-Archiv, Berlin

5 Vgl. Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts. 35. Band 1974 (darin „Hochschulurteil“, 77 — 170; Urteil des Ersten Senats vom 29. Mai 1973).

6 Vgl. Süddeutsche Zeitung 128/1973. Fotos: Stadtarchiv Standort ZB-Ereignisfotografie-Politik-Demonstrationen.

7 Vgl. Süddeutsche Zeitung 137/1973.

8 Vgl. Süddeutsche Zeitung 147/1973.

9 Wolfgang Schamoni (Hg.), Linke Literatur in Japan 1912 — 1923, München, September 1973.

10 Siehe „Bayrisches Hochschulgesetz“. Vgl. Süddeutsche Zeitung 276/1973. Vgl. Broschüre der GEW (26.11.1973) in: Stadtarchiv, Zeitgeschichtliche Sammlung 152/1.

11 Abendzeitung und Süddeutsche Zeitung vom 13. Dezember 1973.