Materialien 2020
Sind Sie konservativ? Wollen Sie CSU wählen?
Dann sind wir ja bei Ihnen richtig. – Sie beabsichtigen zumindest nicht AfD zu wählen.
Gut so! Aber warum die CSU? Aus Gewohnheit? Zwecks der Tradition? Oder weil Sie meinen, die CSU ist die Bewahrerin der bayerischen Heimat? Sie gibt sich alle Mühe, die Landschaft zubetonie-
ren zu lassen. Sie hat es auch geschafft, das Sterben der kleinen Bauernhöfe unter ihrer Regierung, zeitweise sogar mit absoluter Mehrheit, munter voran zu treiben. Also, das mit der Bewahrung Bayerns vor allerlei Unbill und Ungemach ist eher ein Gerücht. Die CSU ist mehr so für die Groß-
kopferten und die Geldigen da, nicht für die kleinen Leut’. Sie verkauft lieber Genossenschaftswoh-
nungen als dass sie sich mit der Wohnungsnot in den Ballungsräumen herumschlägt oder Speku-
lanten Einhalt gebietet.
Weil mit den Großen und Mächtigen anlegen will sie sich nicht. Eher tritt sie auf die „andern“ und die „ganz andern“, speziell, wenn die irgendwo anders herkommen oder gekommen sind. Die kra-
chend gescheiterte „Ausländer-Maut“ war so ein peinlicher Wahlkampf-Schlager, der einen fetten 700-Millionen-Schaden angerichtet hat. Von wegen, die Schwarzen können mit Geld umgehen! Sie schmeißen es einfach zum Fenster raus: Ihre Steuergelder. Da haben sich welche gesund gestoßen. Und das noch ziemlich bescheuert: Um fiese Stimmung zu machen gegen Nichtdeutsche – und ge-
gen Europa.
Inzwischen hat der Söder sich grün angemalt, nicht nur als Shrek im Fasching in Veitshöchheim, und gibt sich als der eigentliche Erfinder des Umweltschutzes. Ein bisschen spät, finden Sie nicht? Weil er gemerkt hat, dass man mit Ausländerhetze und Europa-Skepsis keine Wahlen gewinnt, sondern nur den Rassisten und völkischen Nationalisten Vorschub leistet. Jahrelang war das die Masche der CSU.
Seine Parteifreunde auf der kommunalen Ebene versuchen sich jetzt als weltoffen und umweltbe-
wusst darzustellen. Auf einmal wollen sie sogar Trambahn-Linien verlängern, nachdem sie sich bei den Neubau-Vorhaben in der Fürstenrieder Allee stur oder durch den Englischen Garten querge-
stellt haben, und in den 70ern unter Erich Kiesl die Trambahn komplett aufs Abstellgleis schieben wollten.
Man möchte ja direkt gratulieren zu diesen neuen Einsichten, wenn sie nicht 40 Jahre zu spät kommen würden. Aber das ist ja gerade das Kreuz mit den Konservativen: Sie hinken immer der Geschichte hinterher. Haben die denn nicht früher Jahrzehnte lang vom „Erbfeind Frankreich“ gefaselt, und so die deutsche Bevölkerung in zwei Weltkriege gehetzt? Heute stänkern sie gegen Russland wie vor hundert Jahren. Nein, die Konservativen bewahren nichts. Sie setzen vielmehr alles auf’s Spiel. Darum überlegen Sie sich vielleicht doch noch einmal, ob sie diese falschen Bayerntümler wirklich wählen wollen, wenn die doch auf ihren Plakaten grad’ so tun, als gäbe es München gar nicht mehr, und es müsse erst wieder werden. Bitte bloß nicht so wie damals mit Trambahnsterben im Amigo-Sumpf!
„Wieda Münchn wern“
I frog me oiwei, wos de Schwarz‘n damit moana,
dass Münchn etza „wieda Münchn“ weran soit.
Vo dene woaß des außam Kiesl heid mea koana,
der wo de Trambahngleise außareißn woit.
Er hätt’s aa beinah gschafft mid seine dickn Spezln.
De Linie 8, de fahrt heid leida nimmamea.
Do stäh i do und bin im Daua-Stau am Rätsln,
wia der des gschafft hod mid dem gstingatn Verkea!
De CäEsUh hod‘s seinerzeit ak‘rat vaschissn
mid dera Käseschachtl-Spend‘ nach Südtirol.
Wer daad den Bletschi nach‘m Knast no groß vamissn?!
Mia ham vom blädn „Mia san mia“ de Schnauzn voll.
Mia san recht bunt wor‘n mittlaweil, und grod aa z‘Minga,
da mecht ma nimma in de oidn Zeitn z‘ruck.
Da konn‘s de Fremdn-Hasser grod a no so stinga,
dass de, de zuazong san, inzwischn macha Druck.
Auf oamoi kummans plötzlich grüngewandet wieda
und woin de Achzehn-Trambahn endli weidabaun.
Des is zwar löblich, aba spat und desweng z‘wida,
bal mia de Wahlkampf-Absicht ganz genau duachschaung.
De scheene Münchna-Stodt hod leida vui z‘vui Wundn,
pfeilgrod fürs Autofahrn gerecht ham‘s alles g‘macht.
Zum Glück is säich a oida Kas boid übawundn.
Da brauchts de Schwarzn wirkli nimma an da Macht.
Weil aa de Münchna*rinnen ham zwoa Fiaß zum Laffa,
aa wenns zum Radln is. Wos sagatst ebba Du?!
Wenn‘s bloß an Euro kostn dat am Dog, na kaff ma
no alle‘s Jahresticket, – ned de CäEsUh!
Übersetzung ins Hochdeutsche:
„Wieder München werden“
Ich frag‘ mich dauernd, was die Schwarzen damit meinen,
dass München demnächst „wieder München werden“ sollt‘.
Von denen weiß doch außer‘m Kiesl heute keiner,
dass man die Straßenbahn da sterben lassen wollt‘.
Er hätt‘s auch fast geschafft mit seinen dicken Spezeln.
Die Linie 8, die fährt heut‘ leider längst nicht mehr.
Da steh‘ ich dumm herum im Dauer-Stau am Rätseln,
wie der‘s gschafft hat mit dem stinkigen Verkehr!
Die CSU hat‘s seinerzeit genau verschissen
mit dieser Käseschachtl-Spende „Südtirol“.
Wer würde Bletschacher im Knast noch groß vermissen?!
Wir ha‘m vom blöden „Mia san mia“ die Schnauze voll.
Wir sind recht bunt geworden, g’‘rade auch in München,
da woll‘n wir nicht mehr in die alte Zeit zurück.
Da können Fremden-Hasser nicht mehr alle lynchen,
die in der Großstadt suchen Arbeit und ihr Glück.
Auf einmal kommt die Riege grüngewandet wieder
und will die Trambahnlinie Achtzehn weiterbaun.
Das ist zwar löblich, aber spät und drum zuwider,
weil wir die Wahlkampf-Absicht ganz genau durchschaun.
Die schöne Münchner-Stadt hat allzu viele Wunden,
die man für‘s Autofahren hat gerecht gemacht.
Zum Glück ist solch ein alter Quatsch bald überwunden.
Da brauchen Schwarz wir wirklich nicht mehr an der Macht.
Weil auch die Münchner*innen Füße ha’‘m zum Laufen
und auch zum Radeln, wofür sonst; was denkst denn Du?!
Wenn‘s einen Euro kosten würd‘ pro Tag, dann kaufen
wir alle Jahrestickets, – nicht die CSU!
© Wolfgang Blaschka im Februar 2020
P.S.: Heißer Tipp für bisherige CSU-Wähler: Häufeln Sie die jeweils hinten platzierten Kandi-
dat*innen der anderen Parteien (außer der AfD) nach vorn! Das nützt nicht viel und schadet wenig, und macht Spaß.
zugeschickt am 1. März 2020