Materialien 2023

Roger Waters ist kein Antisemit

Als solcher wird Roger Waters immer wieder in Politik und Medien verleumdet.

Und warum? Weil er zum einen die Boykottkampagne gegen die völkerrechtswidrige Politik Israels unterstützt und zum andern Israel als Apartheid-Staat bezeichnet. Vor acht Jahren bereits veröf-
fentlichte die israelische Tageszeitung Ha’aretz allerdings ein zehn (!) Seiten langes Interview von Gideon Levy, einem der renommiertesten Journalisten des Landes, mit Roger Waters. Nach zwei Tagen intensiver Gespräche kommt Levy zu dem Schluss: ,,Wenn er über Israel spricht, tut er dies schmerzerfüllt, mit Kritik und Ärger, aber nicht mit Hass. Und

Antisemitismus hat da überhaupt keinen Platz.“

Politikern wie Medien wäre die Lektüre dieses Interviews1 dringend angeraten, damit sie sich von ihrer „deutschbefindlichen“ Unterwerfung unter das zionistisch-bellizistische Narrativ befreien, dessen problematische Gleichsetzung von Judentum und Israel immer wieder zur leichtfertigen Instrumentalisierung des Antisemitismusvorwurfs führt. Da wird dann behauptet, die BDS-(Boy-kott, Divestment ond Sanctions) Kampagne operiere „aggressiv mit antiisraelischen Boykott- und Zerstörungsfantasien“. Dabei verurteilt die BDS-Bewegung ausdrücklich jeden Rassismus und Antisemitismus.

Der Titel des Ha’aretz-Interviews lautet übrigens:

„Ich hasse Apartheid, nicht Israel!“

2021 haben noch vor Human Rights Watch und Amnesty International sogar zwei israelische Menschenrechtsorganisationen, B’Tselem und Yesh Din, in teils umfangreichen Studien nachge-
wiesen, dass Israel ein Apartheidstaat ist, was bei unseren falschen Israelfreunden als Delegiti-
mierung oder Dämonisierung Israels, kurzum als Antisemitismus gilt.

Am 13.7.2021 machte Ha’aretz in einem Artikel2 darauf aufmerksam, dass ein Viertel der etwa sechs Millionen amerikanischen Juden, also etwa 1,5 Millionen, Israel gleichfalls für einen Apart-
heidsstaat halten, unter den jüngeren bis 40 sind es sogar 38 Prozent! Alles Antisemiten bzw. jüdi-
sche Selbsthasser?

Wenn der Apartheidvorwurf nun aber zweifelsfrei gerechtfertigt ist, dann ist selbstverständlich auch jeder Boykott legitim, der mittel- bzw. langfristig sogar zu einer Lösung des Nahost-Konflikts beitragen könnte.

Was die immer wieder monierte Einstellung Waters zum Ukraine-Konflikt betrifft, so wird ihm vorgeworfen, dass er die Position Moskaus in „verschwörungstheoretischer Weise“ vertrete. In seiner Rede vor dem UN-Sicherheitsrat sagte er allerdings ganz im Gegenteil3: „Der Einmarsch der Russischen Föderation in die Ukraine war illegal. Ich verurteile ihn auf das Schärfste“, was ja in der Tat eher Ausdruck seiner geistigen Unabhängigkeit ist, denn mit der Einladung zu dieser Rede durch Moskau hat er sich mitnichten dessen Diskurs unterworfen.

Nun war aber – so fährt Waters fort – „der russische Einmarsch in die Ukraine nicht ‚unprovo-
ziert‘, also verurteile ich die Provokateure ebenfalls aufs Schärfste.“ Diese Mitschuld des Westens, insbesondere der USA, an der Eskalation des Konflikts ist wissenschaftlich genauestens erforscht und belegt. Insofern hebt sich die Positionierung Roger Waters’ also auch hier wohltuend ab von der zumeist höchst einseitigen politischen und medialen Darstellung des Ukraine-Konflikts hierzu-
lande.

1 https://www.haaretz.com/roger-waters-sets-the-record-straight-1.5381170

2 https://www.haaretz.com/us-news/202l-07-13/ty-article/a-quarter-of-u-s-jews-agree-that-israel-is-an-apartheid-state-in-new-survey/0000017f-dbaa-db5a-a57f-dbea1c830000

3 https://www.pressenza.com/de/2023/02/roger-waters-vollstaendige-rede-vor-dem-un-sicherheitsrat

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Überraschung

Jahr: 2023
Bereich: Internationales