Materialien 2023
Merkwürdige Israelfreunde
Betreff: Charlotte Knobloch: „Roger Waters ist hier nicht willkommen“
Sehr geehrte frau xxx, sehr geehrter herr yyy,
an der medienlandschaft läßt sich ablesen, daß die journalist:innen paranoid darauf fixiert sind, was roger waters sagt. gar nicht interessiert sind sie hingegen an dem israelischen besatzungsregi-
me, unter dessen grausamkeit palästinenser:innen tagtäglich qualen leiden müssen. Genau darauf aber konzentriert roger waters seinen protest. Der westen interessiert sich nicht für diese täglichen verbrechen. Er hat die palästinser:innen schlicht vergessen. Das ist eine moralische schande son-
dersgleichen. Deshalb ist es umso mehr zu begrüßen, wenn gerade prominente dieses unrecht überall zur sprache bringen. Die palästinenser:innen flehen uns europäer an, ihr leid laut heraus-
zuschreien.
Dennoch haben die journalist:innen nichts besseres zu tun, als die öffentliche Artikulation der dor-
tigen verhältnisse zum schweigen zu bringen. Deshalb wird natürlich frau knobloch ausführlich zi-
tiert, die bereits jeden bezug zur wirklichkeit verloren hat. sie hat keinerlei schwierigkeiten damit, dieses unrecht zu leugnen. Sie wurde deshalb vor einigen jahren sogar von der sz kritisiert, näm-
lich von detlef esslinger.
Weil menschen nicht in der lage sind, differenziert zu denken, vor allem, wenn sie zu fanatischem denken neigen, wird waters als „putin-propagandist“ diffamiert, obwohl er den russischen ein-
marsch nicht nur aufs „schärfste verurteilt“, sondern putin auch noch als „gangster“ bezeichnet hat. das freilich müssen die medien systematisch verschweigen, damit das feindbild keinen schönheitsfehler bekommt.
Da antisemitismusjäger unermüdlich sind, micha brumlik spricht mittlerweile von einem neuen „mccarthyismus“, werden sie auch schnell fündig. Daß waters völlig korrekt von einem tyranni-
schen und rassistischem regime spricht ( es genügt die lektüre der stellungnahmen von amnesty international) interessiert diese jäger nicht unter dem wahrheitsaspekt, sondern ausschließlich aus einem funktionalen interesse der identifikation von antisemiten. So verhält es sich auch mit dem apartheidvorwurf. Wer ihn äußert, ist unverzüglich des antisemitismus überführt, obwohl es mitt-
lerweile berge an empirischen belegen für diesen vorwurf gibt.
Selbstverständlich muß auch auf das spiegel-interview zurückgegriffen werden, um den leser:innen nahe zu legen, daß waters israels existenz in frage stellt. dieser vorwurf darf natürlich nie fehlen. gesagt aber hat er etwas anderes: „ wenn die menschen in israel den frieden wollen, dann sollen sie den frieden wollen. Sie sollten zugeben, daß das experiment dieses landes ein fehler war, und den menschen ihr gestohlenes land und die menschenrechte zurückgeben, die ihnen gesetzlich zuste-
hen. Das ist alles.“ Dieses experiment wird wohl deshalb gescheitert sein, weil die israelische poli-
tik nie einen palästinensischen staat zulassen wird. Nach 75 jahren wäre eine andere sichtweise gänzlich illusionär.
„Antisemitische codes“ gibt es wie sand am meer. Da genügt es schon, daß roger waters ein palästi-
nensertuch trägt, um ihn überführen zu können. wer sich mit diesem unterdrückten und geschun-
denen volk auf diese weise solidarisiert, darf in der „westlichen wertegemeinschaft“ auf keine sym-
pathien stoßen. Freilich darf in keinem bericht über waters der davidstern fehlen, was aber nur funktioniert, wenn man den leser:innen vorenthält, was er dazu im spiegelinterview sagt.
Auch ich habe das flugblatt „warum roger waters kein antisemit ist“ verteilt und stellte zu meiner freude fest, daß die konzertbesucher:innern sehr immun gegen mediale propaganda sind. ich habe übrigens bez. waters drei sz-journalisten der lüge überführt. Auch die lüge darf zum einsatz kom-
men, wenn es nur einem guten zweck dient.
Wie die merkwürdigen israelfreunde mit kritikern umgehen, möchte ich exemplarisch an zwei ge-
sprächen veranschaulichen:
Das erste gespräch war mit offmann:
Ich: roger waters äußert sich nicht über juden, er prangert vielmehr das brutale besatzungsregime an.
Offmann: wieso israel und nicht china? (das ist doch ein vorzügliches beispiel für whataboutism.)
Ich: ich erkläre ihnen nun im einzelnen, wie glaubwürdig ihre entgegnung ist und warum der fokus auf dem nahostkonflikt liegt, und würde mich freuen, wenn sie danach diesen einwand künftig nicht mehr verwenden.
Offmann: gehen sie erst in den iran.
Ich: ich versuche gerade, ihnen zu erklären, warum der nahostkonflikt so zentral ist.
Daraufhin wird er laut, bewegt sich einige meter von mir weg und schreit mich an: „mit ihnen diskutiere ich nicht!“
Das zweite gespräch: ich spreche mit einem aktivisten aus der front der „israelfreunde“.
Ich: haben sie schon einmal stellungnahmen von amnesty international gelesen?
Er: die uno fällt lauter beschlüsse gegen israel.
Ich: ich spreche nicht von der uno, sondern von amnesty international.
Er: der terrorismus muß bekämpft werden.
Ich: Amnesty verurteilt jede form von gewalt.
Das hört er aber nicht mehr, denn als ich den satz anfing, verschwand er sofort.
Übrigens bin ich in einer diskussion mit einem „israelfreund“ plötzlich von diesem tätlich angegriffen worden.
Mit freundlichen grüßen
Franz piwonka
humanist
als Kopie zugeschickt am 22. Mai 2023