Materialien 2023
Bandera und der CSD
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten VVN-BdA, Kreisvereinigung München, Frauenlobstr. 24, 80337 München, Tel. 089/531786; E.Mail: muenchen@vvn-bda.de
an
CSD München Veranstaltungs GmbH
Lindwurmstr. 71, 80337 München
Geschäftsführung
info@csdmuenchen.de
per e-mail
3.7.2023
Sehr geehrte Mitarbeitende, liebe Kolleg*innen des CSD München!
Natürlich haben auch wir als Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschi-
st*innen uns sehr gefreut über die erfolgreichen Veranstaltungen des CSD letztes Wochenende in München, die wieder ein wichtiges Zeichen gesetzt haben für Toleranz, Vielfalt und gegen jede Form der Diskriminierung wegen der sexuellen Identität.
Nun ist uns ein Video-Ausschnitt des Auftritts des ukrainischen Sängers Melovin zugeschickt worden, der uns sehr empört. Melovin wurde laut Programm als „erster Main-Act“ und „Pop-Sänger der Extraklasse und ein mutiges Mitglied der LGBTIQ*-Community“ auf der Haupttribüne am Münchner Marienplatz am Samstagabend, 24.6., 20.35 Uhr, angekündigt. Wir konnten die Richtigkeit der Übersetzung ins Englische – wie auf dem Video erkennbar – nicht überprüfen. Demnach lautete diePassage
Bandera is our father … Ukraine is the mother
We will war for Ukraine!
Dieser Refrain stellt eine ungeheuerliche Verherrlichung des ukrainischen Politikers Stepan Ban-
dera dar, der von den 1920er bis 1940er Jahren als Führer des militanten nationalistischen und rassistischen Flügels der OUN/Organisation ukrainischer Nationalisten wirkte. Milizen dieser Organisation waren während des zweiten Weltkriegs u.a. an Massenmorden an ukrainischen Jü-
dinnen und Juden beteiligt. Das ist in der wissenschaftlichen Literatur unbestritten.
Dass Bandera inzwischen in der Ukraine besonders verehrt wird, ist ein – höchst problematischer – Aspekt. Dass aber Bandera auf einer den Menschenrechten verpflichteten Großveranstaltung in München gefeiert wird (wie auf dem Video erkennbar), ist untragbar. Die notwendige Solidarität mit der angegriffenen Ukraine kann keine Rechtfertigung für die Verherrlichung eines nationali-
stischen, antisemitischen Terroristen wie Bandera sein.
Wir bitten Sie sehr um genaue Aufklärung des Vorfalls und ggfs. klare Verurteilung dieses Auftritts von Melovin.
Das Video ist einsehbar bei Youtube unter https://www.youtube.com/watch?v=nK-xqszml-g
Mit besten Grüßen
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen, Kreis München
i.A. Friedbert Mühldorfer
zugeschickt am 6.7.2023