Flusslandschaft 1978

Rechtsextremismus

Am 18. Januar findet die „Reichsgründungsfeier der nationalen Verbände“ unter Beteiligung der NPD, Deutscher Volksunion (DVU), Deutschem Block (DB), Stahlhelm, Aktion Oder Neisse (AKON), Volkssozialistischer Bewegung (VSBD), Adler-Jugend, Wiking-Jugend und des Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes (DKEG) im Bürgerbräukeller an der Rosenheimer Straße 11 in Haidhausen statt, bei der das „Großdeutsche Reich“ als „Passion und weltgeschichtlicher Auftrag“ und „Anspruch auf das Reichsgebiet von 1937“ dargestellt wird. Es spricht Fritz Stüber aus Wien.

Am 9. Februar versammelt sich der Politische Informations-Club unter dem Motto „Deutschland ist größer als die Bundesrepublik“. Es spricht der ehemalige NSDAP-Gauleiter Rudolf Jordan.

Am 2. März spricht Emil Maier-Dorn „Zur Lage der Nation“ bei einer NPD-Veranstaltung.

Lorenz Held spricht am 16. März beim Politischen Informations-Club zum Thema „Lebensschutz und Kampf eines Volkes“.

Am 14. April demonstriert der Bundesverband jüdischer Studenten in Deutschland gegen Neonazis.1

Der Deutsche Block und die Deutsche Volksunion veranstalten am 1. Mai eine „Gedenkfeier für die Befreiung Münchens am 1.5.1919 durch Freikorps“.

Dr. Gunther Duda spricht am 24. Juni bei der Weltanschauungsgemeinschaft Bund für Gotterkenntnis Ludendorff über das Thema „Volkstumgefährdung oder Sicherung des Menschen- und Gemeinschaftslebens“.

Am 22. Juli informiert das Anti-Strauß-Komitee in der Fußgängerzone und konfrontiert sich mit dem alltäglichen Faschismus.2

„Junge Nationaldemokraten (JN) wollen notfalls klagen — München-s.k. Der Bezirksvorstand der oberbayerischen Jungen Nationaldemokraten (JN), der Jugendorganisation der NPD, erklärte auf seiner letzten Sitzung in München, die JN werden sich die seit Dezember andauernde Verzögerungstaktik der Münchner Stadtverwaltung ‚in Sachen Freizeitheime’ nicht mehr länger bieten lassen. Spätestens seit der Entscheidung des baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshofes über die Verfassungskonformität der Nationaldemokraten sollte bei den zuständigen Münchner Behörden jeder Zweifel an der Verfassungstreue der NPD/JN beseitigt sein. Deshalb stünde — nach Meinung der JN — einer Lösung nichts mehr im Wege. Der JN-Bezirksvorsitzende Karl-H. Sendbühler verwahrte sich energisch gegen die Praktiken der Münchner Behörden und Dienststellen, junge, verfassungstreue Patrioten in einem Atemzug mit der SDAJ, den geistigen Handlangern des SED-Mauerstaates, zu nennen. Falls sich die zuständigen Stellen der Stadt München nicht zu einem baldigen, positiven Entschluss durchringen und den Jungen Nationaldemokraten (JN) den Zugang zu den Münchner Freizeitheimen gewähren, schließt der JN-Bezirksvorstand eine gerichtliche Auseinandersetzung nicht aus! Kontaktadresse: JN, Holzstr. 49/1, 8 München 5.“3

Die Jungen Nationaldemokraten wollen am 1. August 1978 die Entfernung von „kommunistischen Straßennamen“. Sie fordern die Umbenennung des Karl-Marx-Ringes in Albert-Leo-Schlageter-Straße, des Friedrich-Engels-Bogens in Peter-Fechter-Straße und der Kurt-Eisner-Straße in Freikorps-Oberland-Straße.

Der Landesvorsitzende der bayrischen NPD, Walter Bachmann, spricht am 9. September beim „Aktionstag“ der NPD. Bei den Infotischen spielt der „Fanfarenzug Hans-Ulrich-Rudel-Nordgau“.

Am 23. September spricht Wilfried von Oven bei einer DVU-Veranstaltung im Bürgerbräukeller an der Rosenheimer Straße 11 in Haidhausen.

In Planegg finden am 20. Oktober „Tage deutscher Kultur“ des Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes (DKEG) statt, zu denen der Vorsitzende, Karl-Günter Stempel, Richter am Bayerischen Obersten Landesgericht, eingeladen hat. Vom 21. — 23. Oktober findet die Mitgliederhauptversammlung des DKEG ebenfalls in Planegg statt.

„9. November 1978: Die ‚Volkssozialistische Bewegung’ führte eine Veranstaltung ‚9. November, Schicksalstag deutscher Geschichte’ durch, in der der Parteivorsitzende Friedhelm Busse den 9. November als ‚Explosion des deutschen Volkes gegen die jüdische, antideutsche Hetze, gegen die jüdisch-bolschewistische Propaganda’ bezeichnet haben soll. Gegen die Veranstalter wurde Strafanzeige erhoben … — 29. November 1978: Versammlung des ‚Politischen Informations-Clubs’, Sprecher Dr. Ion Emilian. Chefredakteur der rechtsradikalen rumänischen Exilzeitung ‚Die Standarte’ — 11. Dezember 1978: Dr. Ion Emilian sprach vor dem ‚Politischen Informations-Club’ zum Thema ‚Ich klage die Demokratie an’ … — 14. Dezember 1978: Bei der ‚Gesellschaft für freie Publizistik’ sprach der britische Pseudohistoriker David Irving, dessen Schriften zur Rehabilitierung Hitlers und des Dritten Reiches beitragen sollen, über ‚Rommel ohne Legende’.“4

„Der Weg in den Faschismus ist immer mit Rechtsstaatsbeteuerungen gepflastert.“
Heinz Jacobi


1 Vgl. Süddeutsche Zeitung 87/1978.

2 Siehe „Vom deutschen Volke“ von Heinz Jacobi.

3 Mut. Das nationaleuropäische Magazin 132 vom August 1978, 45.

4 Bericht über neonazistische Aktivitäten 1978 — Eine Dokumentation — Mit Beiträgen von: MdB Herta Däubler-Gmelin, Bernt Engelmann, MdL Gert Lütgert. PDI-Taschenbuch 1, München 1979, 28 f.