Flusslandschaft 2024

Jugend

Jugend (zumindest Teile der Jugendlichen) grenzt sich oft ab, empfindet das, was ihre Erzeuger so an den Tag legen, nicht selten als peinlich. Aber: Ein Sichabwenden, eine Distanzierung kann in Autismus führen. Die verwirrende Unübersichtlichkeit der Gegenwart mit ihren Antagonismen ist für manche schwer zu ertragen. Sie provoziert Fluchtbewegungen, die in manche Sackgasse führen. Wo in dieser Welt findet sich ein Anker, an dem sich Identität realisieren kann? Der für diese Web-
seite Verantwortliche fand als Jugendlicher seinen Eigensinn, indem er – Kant, Hegel, Marx und Bakunin lesend, – das zugegeben Schwierige erkannte, dass ausschließlich er für sich und vor sich verantwortlich war, dass er die Zwecke seiner Existenz selbst definieren konnte und zuständig war für sich und die Realität, die ihn umgab. Als er feststellte, dass sich die Mühe des Einmischens lohnte („die Verhältnisse zum Tanzen bringen“) und dies auch noch Spaß machte, wusste er, wozu er auf der Welt war. Dass nicht alle seiner Altersgenossinnen und -genossen diesen Weg einschlu-gen, machte ihm nichts aus, war vielmehr Anlass, noch entschiedener zu werden. Vermutlich ist es heute nicht anders als vor 60 Jahren: Die Mehrheit fügt sich ein in das Verwertungs-Räderwerk der Megamaschine, viele setzen sich ab und verschwinden in Traumwelten, einige sehen die Not-wendigkeit, sich für Alternativen zur schlechten Wirklichkeit einzusetzen. So wie unsere Eltern-generation nicht verstand, was wir vor und nach 1968 planten und umsetzten, sowenig verstehen wir Alten heute, was die Jugend bewegt und wohin sie strebt. Aber das macht nichts. Herrschende miese Verhältnisse provozieren immer Opposition.1


1 Siehe „Generation Rätselhaft“ von Karl Stankiewitz.

Überraschung

Jahr: 2024
Bereich: Jugend