Flusslandschaft 1949

Medien

Robert Lembke bietet im Bayerischen Rundfunk ab 1949 mit »Die Stunde der Regierten« Politikverdrossenen eine Plattform und erzieht damit »das Volk zur Anarchie«, wie die CSU bemerkt. 19. Juli: „Heftige Schelte am Bayerischen Rundfunk üben Abgeordnete aller Fraktionen des Landtags. Landtagspräsident Michael Horlacher eröffnet die Debatte mit ‚Kritik an demokra-
tieschädigenden Sendungen des Bayerischen Rundfunks’. – Besonders erregt ist Horlacher über eine Sendung des Kabarettisten Adolf Gondrell. In der ‚Bonbonniere’ spottete er über die Farben der jungen Bundesrepublik: Bei Schwarz-Rot-Gold sähen die Roten schwarz und die Schwarzen rot. Wenn man die Farben auf einer optischen Scheibe schnell drehe, so vermischten sie sich zu braun. – Franz Marx (SPD) greift den Faden auf: ‚In den Kabarettsendungen des Bayerischen Rundfunks werden Parlament und öffentliche Einrichtungen derartig herabgesetzt, dass man
nicht mehr dazu schweigen kann.’ Justizminister Josef Müller fordert den Landtag auf, Schritte
zu unternehmen, damit ‚der Äther nicht weiter zu Tendenzen missbraucht wird, die nicht dem demokratischen Aufbau dienen’. – Im Mittelpunkt des Unmuts stehen Intendant Rudolf von Scholtz und sein Chefredakteur Walter von Cube, dessen Gehalt – monatlich 2.600 DM – August Haußleiter unter allgemeiner Empörung des Hauses preisgibt. Georg Schneider (FDP) attackiert den Rundfunk, weil er infolge des Rundfunkgesetzes so selbständig geworden sei, dass er die Ver-
bindung zum Volk verloren habe. – Als einziger Redner nimmt Kultusminister Hundhammer Chefredakteur Walter von Cube in Schutz. Er sei schließlich der ‚am meisten beachtete Kommen-
tator aller deutschen Sender’. Und: Ein Rundfunkkommentator könne niemals unparteiisch sein.“1


1 Peter Jakob Kock, Der Bayerische Landtag. Eine Chronik, Bamberg 1991, 65.