Flusslandschaft 1985

Frieden/Abrüstung

Motto des Ostermarschs am 8. April: „40 Jahre danach – Nie wieder Krieg!“1 Bundesweit betei-
ligen sich rund 500.000 Menschen.

Der DGB-Kreis lädt für den 1. September zum Antikriegstag in den Löwenbräukeller. Es spricht Willy Brandt, der auf den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Sozialabbau und welt-
weiter Vergeudung von Mittel für die Überrüstung hinweist.

„… Arbeitsplätze um jeden Preis, der Rubel muss rollen, ist das Motto des Münchener Booms. Kommunalpolitiker und besorgte Bürger werden zu belanglosen Statisten degradiert. Das Beispiel Siemens steht da für viele. Für 1.700 neue Arbeitsplätze in der Rüstungselektronik soll in unmittel-
barer Nähe eines Wohngebietes ein neues Werk errichtet werden. Der Gemeinderat spielt den Cla-
queur, und um den Verkehrslärm und Abgase (nicht um die dort fabrizierte Panzerelektronik!) be-
sorgte Bürger werden mit einem Lärmschutzwall abgefunden. Das Werk wird gebaut, die Zukunft der Industrie ist gesichert. In einer Region, die bereits heute über 130.000 unmittelbar rüstungs-
abhängige Arbeitsplätze aufweist, wirken Kampagnen gegen die Rüstungsindustrie fast schon rüh-
rend. Hier, unter der schützenden Hand von Franz Josef Strauß und einer für Fragen der Landes-
verteidigung durchaus aufgeschlossenen Umwelt, kann man sich in aller Ruhe der Zukunft, d.h. den Profiten der Todesindustrien widmen …“2

1985 werden weltweit 1.000 Milliarden US-Dollar für Rüstung ausgegeben.

(zuletzt geändert am 12.6.2020)


1 Siehe „Keim der Hoffnung in der Friedensbewegung“.

2 Carl-Wilhelm Macke, Weltstadt mit Megahertz, in: links. Sozialistische Zeitung 190 vom Januar 1986, 8.