Flusslandschaft 1986
Alternative Szene
Die Münchner alternative Szene ist eher unstrukturiert, von der Zahl her überschaubar, aber gleichzeitig uneinheitlich, fließend und unkontrollierbar. Eine antiautoritäre Haltung scheint das Bindeglied zu sein. Und drei Personen, um die sich Freundeskreise bilden: Martha Wüstemann, Augustin Souchy und Benno Scharmanski. Die drei waren schon vor der Nazizeit Anarchosyndika-
listen, Martha und Augustin aktiv auf Seiten der Verteidiger der Republik im Spanischen Bürger-
krieg, Benno hat versucht, nach Spanien zu kommen, wurde aber in der Schweiz festgenommen und wieder an Deutschland ausgeliefert.1
Immer wieder hauen namhafte AutorInnen der linksradikalen Szene deren Theorielosigkeit und – damit verbunden – ihr Scheitern um die Ohren. Gisela Elsner schreibt sie in einem Brief an Chris Hirte, der als Lektor des Verlags Volk und Welt auch für die DDR-Ausgaben von Elsners Büchern zuständig ist: „Der mörderischen, nihilistischen Anarchie des Imperialismus, der immer deutlicher einen dritten Weltkrieg anpeilt, setzen die ausserparlamentarisch revoluzzernden, auf die schiefe Bahn geratenen Kleinbürgersöhne, Bürgersöhne, Künstler und Intellektuellen sowie die heimatlo-
sen Linken, die bislang in einer nur minimalen Weise Kontakt zur Gewerkschaftsbewegung und zur Arbeiterklasse erreichen konnten und deshalb, einschliesslich der kleinbürgerlich-pazifisti-
schen Friedensbewegung, zur Erfolgslosigkeit determiniert sind, die gedanklichen Schwachstellen des Anarchismus entgegen.“2
Anstiftung e.V., Bräuhausstraße 2, 8000 München 2, Tel.: 229 715: „… Inzwischen hat sich unsere Arbeit jedoch erheblich ausgeweitet. So sind wir derzeit tätig in den Bereichen
♦ der Aktivierung älterer Mitbürger und der Verhinderung des Abschiebens und Isolierens dieser Menschen,
♦ der Förderung der Selbständigkeit von Behinderten,
♦ der Erhaltung und Verbesserung gewachsener Wohnstrukturen,
♦ der Eltern-Kind-Initiativen,
♦ der stadtteiloffenen Aktivitäten von Müttern.
Außerdem führen wir derzeit eine Untersuchung durch über Sinn und Zweck einer Patientenstelle. Schwerpunkt unserer Arbeit ist jedoch zur Zeit das Thema ‚Eigenarbeit’. Durch die Schaffung eines ‚Haus(es) der Eigenarbeit’ (‚HEI’) wollen wir für jeden Interessierten die Möglichkeit zum hand-
werklichen, sozialen und kulturellen Selbermachen schaffen und dazu anregen …“3
(zuletzt geändert am 26.12.2025)
1 Siehe „D’ Menschen san halt immer no Vierbeiner“ von Claudia Brunner und Günther Gerstenberg.
2 Zit. in: Tanja Röckemann, Die Welt, betrachtet ohne Augenlider. Gisela Elsner, der Kommunismus und 1968, Berlin 2024, 18.
3 Materialien der AG SPAK (Arbeitsgemeinschaft Sozialpolitischer Arbeitskreise) 71, Gemeinwesenarbeit Jahrbuch 3. Stadt- und Regionalplanung, hg. von Hillenbrand/Luner/Oelschlägel, München 1986, 314.