Flusslandschaft 1987
Bundeswehr
„Im Dezember 1987 wurde ein Zitat aus den ‚Unterrichtsblättern für die Bundeswehrverwaltung’ bekannt, das vom damaligen Vizepräsidenten der Wehrbereichsverwaltung IV in München, Rainer Reinhart, stammte: ‚Damit aber stellt sich die grundsätzliche Frage, ob sich Wirtschaftlichkeit als formales Prinzip in einer am Gemeinwohl ausgerichteten ausführenden Gewalt überhaupt durch-
gängig anwenden lässt. Wird es nur als Verhältnis „Ergebnis zu Mitteleinsatz“ gesehen, dann war der Einsatz von Giftgas zur Massenvernichtung von Juden anstelle der individuellen Hinrichtung auch ein Sieg des Wirtschaftlichkeitsprinzips.’ Das Verteidigungsministerium wies sofort auf die ‚Nicht-Amtlichkeit’ des Papiers hin, entschuldigte sich jedoch durch die damalige parlamentarische Staatssekretärin Agnes Hürland-Büning (CDU) für diesen ‚dummen und geschmacklosen Ver-
gleich’ bei der jüdischen Gemeinde. Deren zwischenzeitlich verstorbener Vorsitzender Heinz Galinski wertete das Zitat so: ‚Mit diesem Vergleich habe die Bundeswehrverwaltung offensicht-
lich zur Sparsamkeit motiviert werden sollen.’“1 — Die Bundeswehr wird von verschiedenen Seiten angegriffen. Mit dem sich abzeichnenden Ende der Blockkonfrontation häufen sich die Stimmen, die die Existenz der Bundeswehr in Frage stellen. Andere unterminieren die Wehrbereitschaft mit einer Forderung nach einem Denkmal für die Deserteure des II. Weltkrieges.2 Rechtsextremisten finden diese Forderung geschmacklos.3
1 antimilitarismusinformation 10 vom Oktober 1993, Berlin, 20.
2 Siehe „Denkmal für Deserteure: Monument verhöhnter Rechtsordnung“ von Brigadegeneral Zedler.
3 Siehe „Tiefpunkt der Verkommenheit“ von H.J.R.