Flusslandschaft 1989
Bundeswehr
Die Bonner Regierungskoalition beschließt die Verlängerung von Wehr- und Zivildienstzeit. Da-
gegen starten die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG/VK) und die IG Metall-Jugend eine Informationskampagne über das Grundrecht auf Kriegsdienstverweige-
rung. Dagegen protestieren IG Metall-Mitglieder, denen die Bundeswehr am Herzen liegt. Die IG Metall-Führung distanziert sich prompt von ihrer Jugend. Dagegen kommt es zu neuen Protesten: „Als wir im Radio davon hörten, dass die IG Metall-Jugend zusammen mit DFG-VK zur massen-
haften, hunderttausendfachen Kriegsdienstverweigerung aufgerufen hatte, dachten wir, dass die IG Metall endlich aufgewacht ist. Wir finden es eine politische Katastrophe, sich von solch einem wichtigen Aufruf zu distanzieren. Was werden sich all die Kriegsdienstverweigerer denken? Ludwig Gmeiner und Michael Aigner, Jugend- und Auszubildendenvertreter bei Firma Siemens, 8000 München“1
Vor der Münchner Olympiahalle steht am 22. November ein Infostand der Bundeswehr. Da ge-
schieht das Unerhörte: Gerti Kiermeier und Christian Wunner stellen sich vor den Stand und entfalten ein Transparent mit der Aufschrift „Soldaten sind potentielle Mörder“. Die vier Info-Soldaten stellen Strafantrag wegen Beleidigung. Der Strafbefehl lautet 30 Tagessätze zu 50,- Mark. Der Widerspruch gegen den Strafbefehl führt zur Verhandlung vor dem Münchner Amtsgericht am 21. September 1990.2
(aktualisiert am 9.4.2018)
1 Metall. Zeitung der Industriegewerkschaft Metall 8 vom 21. April 1989, 2.
2 Siehe „Transparenttext mit Folgen“ 1991.