Flusslandschaft 1990

Psychiatrie

„Strafanzeige der Humanistischen Union wegen ärztlicher Experimente an Menschen – Trotz zahlreicher, gut begründeter Proteste verschiedener Organisationen gegen die ärztlichen Experi-
mente, die an Menschen in der Psychiatrischen Nervenklinik an der Nußbaumstraße in München durchgeführt wurden, ist bisher nicht bekannt, dass die Staatsanwaltschaft München tätig gewor-
den ist. – Deshalb hat die Humanistische Union Strafanzeige gestellt. – Nach Berichten in der Presse, zuletzt in der Monitor-Sendung am 9. Januar 1990, wurden Patienten der Münchner Klinik künstlich in Angstzustände versetzt, um an ihnen die Wirkung einer sog. „Panikpille“ auszuprobie-
ren. Eine ‚Ethikkommission’ soll diesen Versuchen zugestimmt haben. – Nach Auffassung der Hu-
manistischen Union sind diese Experimente ganz eindeutig vorsätzliche, gefährliche Körperverlet-
zungen nach § 223a StGB, verstoßen gegen die guten Sitten (§ 138 StGB) und verletzen die Men-
schenwürde (Art. I GG). – Die Strafanzeige der Humanistischen Union richtet sich gegen den Lei-
ter der Münchner Klinik, Professor Hippius und die Mitglieder der ‚Ethikkommission’ der Medizi-
nischen Fakultät der Universität München. 22. Januar 1990.“1 — „Wenn Ethik einer Kommission bedarf, ist das ein schlechtes Zeichen. Ein zeittypisches Oxymoron wie das Nullwachstum.“2


1 Mitteilungen der Humanistischen Union 129 vom März 1990, 2; siehe „Hippius“ von Ulrich Vultejus.

2 Manfred Ach, Zeit läuft! Verfallsdaten vom Mönch, München und Wien 2011, 5850.

Überraschung

Jahr: 1990
Bereich: Psychiatrie

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