Flusslandschaft 1993

Schwule/Lesben


Schwules Museum, Berlin

Die CSU ist die Partei moralischer Sauberkeit und traditioneller familiärer Werte. Das männer-
bündlerische Stammtisch-Image der CSU erfordert in einem geschlossenen Kreis „echter Männer“ nachgerade homophobe Reflexe, um sich seine „Normalität“ zu bestätigen. Im September meint CSU-Fraktionsvorsitzender Gerhard Bletschacher, „wir sind in Sorge um die Sicherheit angesichts von Strichern, Fixern und Homos“.1 Das Sub – Schwules Kommunikations- und Kulturzentrum München stellt Strafantrag wegen Volksverhetzung. 1995 muss Bletschacher eingestehen, Gelder, die für gemeinnützige Zwecke bestimmt waren, in die eigene Tasche bzw. in seine Käseschachtel-
fabrik gewirtschaftet zu haben.

Die Inhaberin der Deutschen Eiche in der Reichenbachstraße im Gärtnerplatzviertel, die Löwen-
bräutochter Monachia, will das Lokal schließen. Schwule, Gäste und Liebhaber der Traditions-
gaststätte protestieren heftig, und die Schließung wird durch den Verkauf des Wirtshauses verhindert.

Michael Tappe holt eine niederländische Truppe nach München, die mit Tanz und Sketchen Auf-
klärung betreibt. Die Münchner Schwulenszene ist so beeindruckt, dass sie etwas Ähnliches auf die Beine stellen will. Es entstehen die Sittenstrolche, die mit Liedern und Sketchen für HIV-Präventi-
on werben.

Im November öffnet die Lesbeninformation und -beratung (LIB) in der Dreimühlenstraße 23 (Rgb).

Ende des Jahres muss das sub das Gebäude in der Müllerstraße wegen Baufälligkeit räumen.2


1 Zit. in Rosa Liste — Zeitung der schwul-lesbischen Wählerinitiative 7 vom Juni 1995, 4.

2 Siehe „einstürzende bauSUBstanzen“.